Station: [10] Ein Buch mit Geschichte: die Torarolle


Kein Buch? Und doch ein Teil der Bibel! Wie geht das?

Die Bibel ist keine christliche Erfindung. Und sie stammt aus einer Zeit, da gebundene Bücher noch gar nicht existierten.

Die Tora – die fünf Bücher Mose bzw. der Pentateuch – ist die heilige Schrift des Judentums. Wie alle Torarollen wurde auch unser Exponat von einem ausgebildeten Schreiber, dem sogenannten Sofer angefertigt. Dabei musste er absolut fehlerfrei arbeiten, denn das Beschreiben einer Rolle ist eine heilige Handlung – und die fertige Rolle ein heiliger Gegenstand.

So heilig, dass die Rolle nicht mit den Händen berührt werden darf. Im Gottesdienst gibt es spezielle Zeigestöcke, mit denen man beim Vorlesen unter der Zeile entlangfährt. Denn die Tora wird – in 54 Abschnitte eingeteilt – in den wöchentlichen Gottesdiensten in der Synagoge gelesen. 

Normalerweise ist die Pergamentbahn rechts und links auf zwei Holzstäbe aufgerollt. Bei unserer Torarolle fehlen sie – ein Zeichen, dass die Rolle ausgesegnet, also offiziell aus dem religiösen Kontext ausgegliedert wurde.

Im synagogalen Gebrauch kann durch das Drehen an den beiden Holzrollen der sichtbare Leseausschnitt verschoben bzw. der jeweils anstehende Abschnitt sichtbar gemacht werden.

Und so dreht man sich mit der Torarolle einmal durch das ganze Jahr: Beginnend mit der Erschaffung der Welt im 1. Buch Mose endet man mit dem Tod Moses, der das 5. Buch Mose beschließt. Dann beginnt die Lesung im neuen Jahr von vorne.

Die Tora – zu deutsch „Weisung“ oder „Lehre“ – ist der wichtigste, aber nicht der einzige Teil der „Hebräischen Bibel“, des „Tanach“. 

Denn der Tanach, die Hebräische Bibel, deckt sich mit dem Alten Testament der Christen: Neben der Tora, den fünf Büchern Mose, sind das auch die Prophetenbücher und die Schriften, also die Psalmen und die Geschichtsbücher.

Juden und Christen teilen sich also das Alte Testament – das Fundament ihres Glaubens.

Alle Abbildungen: © Bibelgalerie Meersburg