Station: [16] Bibelherstellung im Mittelalter: Wie wird Pergament gemacht?


Die wertvollen Handschriften mittelalterlicher Bücher – die sogenannten Kodizes – waren aus ganz besonderem Material: Pergament, also Tierhaut von Schaf, Ziege oder Kalb, ist extrem haltbar… aber auch extrem teuer! Für ein Buch von 370 Blättern brauchte man sage und schreibe 150 Tierhäute! Für Otto Normalverbraucher unbezahlbar!

Die Bücher des Mittelalters waren also echte Luxusgüter, die sich nur die allerwenigsten leisten konnten! Wenn Sie wissen möchten, wie ein Buch entstand, welche Materialien man dafür brauchte und wie viele Gewerke daran beteiligt waren, dann schauen Sie auf die schwarze Querwand links.

In deren Mitte aufgespannt: die präparierte Haut einer Ziege, aus der die Pergamentblätter ausgeschnitten wurden. Die Pergamentherstellung ist kein Gerbvorgang. Die Tierhaut wird in einer Kalkbrühe eingeweicht, von Haaren und Fleischresten befreit und schließlich zum Trocknen aufgespannt.

Um sie zu beschreiben, mussten spezielle Tintenrezepturen angerührt werden. Für die farbenprächtigen Ausschmückungen brauchte man organische und anorganische Farben – Pigmente – und für alles natürlich ein Bindemittel wie Eiweiß, Harz oder Knochenleim. Das ist wichtig, denn sonst wären Tinte und Farbe gnadenlos auf dem glatten Untergrund verlaufen.

Für die Illustrationen oder für ganz besondere Buchstaben brauchte man auch zerstoßene Edelmetalle oder hauchdünnes Blattgold. Öffnen Sie gerne die Schranktür ganz rechts in der Ecke. In dieser Vitrine verbergen sich ganz besonders prachtvolle Handschriften des Mittelalters – leider nur als Faksimiles. Doch sogar die Anfertigung dieser modernen, originalgetreuen Kopien war aufwändig und teuer genug. Wie prestigevoll muss es also erst gewesen sein, solch ein Original zu besitzen!

Alle Abbildungen: © Bibelgalerie Meersburg