Station: [19] Münzsammlung


Es klingt aus heutiger Sicht kaum glaublich: Solms-Braunfels war bis 1806 ein souveräner Staat, nur der Krone in Wien unterstellt und mit allen Attributen ausgestattet, die ein Staatswesen ausmachen: eigenes Territorium, eigene Verwaltung, eigenes Recht, eigene Gerichtsbarkeit, eigenes Militär und: eigene Münzen.

1552 wurde Reinhard von Solms-Lich als Belohnung für seine Dienste für Kaiser und Reich das Privileg verliehen, eigene Münzen in seiner Grafschaft zu prägen. Die Münzerstellung brachte gute Einnahmen und so nahmen schnell auch die anderen Solmser Grafen dieses Recht für sich in Anspruch. Dabei war dies ausdrücklich nur der Licher Linie verliehen worden! Doch anstatt nur neue Münzen aus den eigenen Silber- und Kupfervorkommen zu prägen, bedienten sie sich einer damals – zu Beginn des Dreißigjährigen Krieges – im ganzen Alten Reich gängigen Praxis: Alte Taler und guthaltige Münzen wurden eingeschmolzen und zu minderwertigem Kleingeld umgeprägt. Das wurde an großen Handelsplätzen, zum Beispiel in Frankfurt, in Umlauf gebracht. Die aus dieser Praxis entstandene Geldkrise, die sogenannte Kipper- und Wipperzeit, konnte 1623 beendet werden. Die Münzherren hatten bemerkt, dass der Gewinn nur ein scheinbarer war … 

… denn die schlechten Stücke liefen als Steuern und Abgaben wieder in ihre eigenen Kassen zurück!

Die hier ausgestellten Solmser Münzen sind nach Linien sortiert und chronologisch geordnet. Die frühen Solmser Münzen der Braunfelser und Laubacher Linien stammen aus der Kipper- und Wipperzeit. Sie sind ohne entsprechendes Münzprivileg geprägt worden. Graf Reinhard von Solms-Hungen wurde dafür 1624 vor dem Reichshofrat angeklagt. 

Der Großteil der Solmser Münzen wurde Ende des 16. und im Laufe des 17. Jahrhunderts geprägt. Im 18. Jahrhundert betätigten sich einige Solmser Grafen bereits als Münzsammler – eine Leidenschaft, die auch im frühen 20. Jahrhundert noch fortgesetzt wurde. Ein großes Glück für unserer Sammlung!

Alle Abbildungen: © Schloss Braunfels