Station: [18] Was macht man dann damit?


M: Siehst du diese seltsamen Bündel, die dort zwischen den Fenstern an der Wand hängen? Das sind die Hanffasern, die man aus den Stängeln gewinnen kann. Doch dafür müssen die Stängel ziemlich aufwändig verarbeitet werden.

F: Nachdem man die Stängel aus der Hanfrötze geholt hat, muss das harte Holz gebrochen werden. Denn man will ja an die feinen Fasern im Innern herankommen. Also reibt oder stampft man die Stängel und nachher legt man sie auch über zwei Geräte, die sie in kleine Stücke zerbrechen, und diese Geräte haben echt lustige Namen haben: Sie heißen „Knitsch“ und „Knätsch“ – vielleicht weil sie das Holz der Stängel „knitschen“ und „knätschen“… also zerdrücken. 

M: Und wenn der Hanf durch die Knitsch und die Knätsch gegangen ist, dann erkennt man die Fasern schon ganz gut. Dann sieht er ungefähr so aus wie die Bündel links – also schon ziemlich faserig, aber noch mit vielen Holzstückchen drinnen. Und die müssen jetzt „ausgehechelt“ werden. „Hecheln“, das sind die gefährlich aussehenden, spitzen Eisenkämme. Durch die werden die Hanffasern immer und immer wieder hindurchgezogen, als ob man sie bürstet und bürstet, um sie zu einem Pferdeschwanz zu binden.

F: Und irgendwann sind alle Holzstückchen ausgehechelt, der Hanf ist schön weich und dann wird aus dem zotteligen Bündel ein schöner, gleichmäßiger Faden gemacht. Dazu braucht man ein Spinnrad, und ich kann dir sagen: Spinnen – also die Herstellung von Garn – das dauert ewig! Früher haben die Frauen den ganzen Winter über an ihren Spinnrädern gesessen und aus dem durchgehechelten Hanf feines Garn gesponnen… und dabei gesungen und sich unterhalten.

M: Und wenn sie endlich fertig waren, dann konnte das Garn noch gefärbt oder gebleicht werden, und dann stellte man daraus die schönsten Stoffe her!

 

 

Alle Fotos: © Heimatmuseum Neuried