Station: [10] BFA Gebäude


Wer zu DDR-Zeiten im "blauen Affen" arbeitete, der war hier genau richtig. Das Gebäude aus dem Jahr 1976 besaß damals eine blaue Fassade, und hatte so seinen Spitznamen weg. Offiziell heißt es BFA-Gebäude, die Abkürzung steht für Buchungs- und Fakturierautomat. Allerdings wurde diese Art von Rechenmaschinen hier nie gebaut. 

Anders als im Westen, waren die großen volkseigenen Betriebe der DDR in der Herstellung komplett auf sich gestellt und konnten nicht auf die großen Zulieferer und die Fertigungsmaschinen eines globalen Wirtschaftsmarktes zurückgreifen. So fehlte es vielfach an geeigneten Werkzeugen und notwendigen Maschinen, um neue Geräte in hohen Stückzahlen zu produzieren.

Tatsächlich wurden hier, in den Etagen des BFA-Gebäudes, keine Buchungs- und Fakturierautomaten gebaut, sondern Werkzeuge für die Vorfertigung von Geräteteilen hergestellt und zudem Platz für die Bestückung von elektronischen Bauelementen geschaffen. Die Bezeichnung "BFA-Gebäude" blieb trotzdem bestehen. 

Damit folgte man zumindest in der Gebäudebezeichnung den staatlichen Vorgaben der Planwirtschaft und dem Ziel des Fünfjahresplans, die Produktion von Buchungs- und Fakturiermaschinen zu steigern.

Ab Mitte der 1980er-Jahre änderte sich dann die Gebäudenutzung. Man brauchte zusätzlichen Platz für die Fertigung und automatische Bestückung von Leiterplatten. Damals hat der VEB Büromaschinenwerk Sömmerda mit dem PC 1715 den ersten in großer Stückzahl hergestellten Personalcomputer der DDR auf den Markt gebracht. Aber es gab ein Problem: Der PC 1715 besaß eine großformatige Leiterplatte, mit den Maßen 360 mal 240 Millimetern. Leiterplatten in dieser Größe wurden bisher in der DDR nicht produziert.

Erneut war es die Aufgabe der Konstrukteure des Büromaschinenwerks das Problem im Betrieb selbst zu lösen. Schließlich gelang es ihnen, diese großen Leiterplatten für den PC 1715 im Werk selbst herzustellen.

Alle Abbildungen: © Stadtarchiv Sömmerda
Informationen von Herrn Dr. Hans-Diether Dörfler, Sigmar Radestock