Station: [13] Druckkopffertigung


Welche Geräte im Büromaschinenwerk Sömmerda vom Band liefen entschied vor allem das übergeordnete Kombinat nach den Zielvorgaben der staatlich gelenkten Planwirtschaft. Ende der 1960er Jahre baut man im Werk mit der Drucktechnik für Großrechner eine komplett neue Produktlinie auf. Kurz darauf startet ab 1973 die Produktion von Nadeldruckern für die Kleinrechentechnik. 

7 Jahre später wird der Betrieb dem Elektrotechnik Kombinat Robotron unterstellt. Die Kombinatsleitung sieht vor, das Büromaschinenwerk Sömmerda zur Druckerschmiede der DDR zu machen und den gesamten sozialistischen Wirtschaftraum von hieraus zu beliefern.

Schauplatz dieses ehrgeizigen Plans war genau hier: Auf der großen Wiese stand damals ein riesiger Flachbau, in dem die Belegschaft am Fließband in Schichtarbeit rund 100.000 Drucker im Jahr herstellte. Nadeldrucker liefen massenhaft vom Band aber auch Spezialgeräte wie zum Beispiel Fahrtendrucker für den Schiffsbau wurden hier gebaut. In den 80er Jahren kamen Thermodrucker dazu. Auch ein Laserdrucker wurde als Prototyp entwickelt.

Eine besondere Herausforderung lag in den Produktionsbedingungen. Die Strukturen der Planwirtschaft sahen vor, dass der gesamte Herstellungsprozess in der Verantwortung des Betriebs lag: Das heißt: vom Schrittmotor, über den Druckkopf bis hin zur mikroelektronischen Ansteuerung, alles war "made in Sömmerda".

Das Werk stand für gute Qualität, und das nicht nur in der DDR. Nadeldrucker aus der Reihe K6310 wurden unter der Marke Präsident Mitte der 80er Jahre auch in die Bundesrepublik exportiert und über die großen Versandhäuser wie Quelle und Otto verkauft. Im Westen schätze man die solide Qualität und ganz eigene Features des Druckers: Zum Beispiel benötigte der Präsident keine teuren Farbbandkassetten, man konnte auch mit günstigen Schreibmaschinenfarbbändern drucken.

Dass Sömmerda trotzdem nicht als Hauptstadt der Drucker sondern als Hauptstadt der Computer in die Geschichte einging, ist vor allem dem Ehrgeiz der werkseigenen Forschungs- und Entwicklungsabteilung zu verdanken: Hier arbeitete man Anfang der 80er Jahre an einem günstigen Personalcomputer - gegen den Willen des Kombinats Robotron und gegen die Vorgaben der Planwirtschaft. 

Das Engagement hat sich gelohnt, 1984 präsentierte das Büromaschinenwerk Sömmerda den PC 1715! Der erste in Großserie baute Personalcomputer der DDR und des gesamten sozialistischen Wirtschaftsraums. Mitte der 80er Jahre geht der PC1715 tausendfach in Produktion und ist die Hoffnung des Politbüros, den "Wettlauf mit der Zeit" im Zeitalter der Mikroelektronik zu gewinnen.

Alle Abbildungen: © Stadtarchiv Sömmerda
Informationen von Herrn Dr. Hans-Diether Dörfler, Sigmar Radestock