Station: [16] Die Brennerei Landauer & Macholl


F: Was da so schmissig-schwungvoll daherkommt, ist ein Werbesong der Heilbronner Weinbrennerei Landauer & Macholl. 1861 wurde das Unternehmen von Max Landauer gegründet.

M: Schauen Sie sich einmal um, fällt ihnen an den Flaschen etwas auf?

F: Um den Flaschenhals baumelt ein kleiner Hammer – das Markenzeichen des Unternehmens. 1894 trat das sogenannte „Gesetz zum Schutz der Warenbezeichnung“ in Kraft. Und Max Landauer zögerte nicht lange, er ließ sich den Hammer als Warenzeichen schützen. Doch warum ausgerechnet einen Hammer?

M: Vermutlich hat es mit dem französischen Cognac-Hersteller Martell zu tun. Das französische Wort für Hammer ist „marteau“. Martell, marteau – klingt doch irgendwie recht ähnlich. Zumindest für deutsche Ohren.

F: Immerhin war die Sache mit diesem Markenzeichen derart erfolgreich, dass nicht mehr von Landauer & Macholl gesprochen wurde, sondern nur noch gemeinhin von der Hammer-Brennerei.

M: Weinbrand war das wichtigste Produkt der Heilbronner Firma. Seit 1919 war die Verwendung des Begriffs Cognac in Deutschland verboten. Man erinnere sich: Kurz zuvor war der Erste Weltkrieg zu Ende gegangen, mit einer Niederlage für das Deutsche Kaiserreich. Der Versailler Vertrag wurde aufgesetzt – und darin stand, dass die Verwendung des Begriffs künftig verboten ist, zumindest für Deutsche.

F: Nichtsdestotrotz verarbeitete die Hammer-Brennerei an einem einzigen Tag über 20.000 Liter Wein. Dieser wurde größtenteils aus Italien importiert. Das Unternehmen wuchs, man expandierte, überstand weitgehend glimpflich die Weltwirtschaftskrise. Bis schließlich das Jahr 1938 kam.   

 M: „Zu ihrer Information teilen wir mit, dass die Reichsmonopolverwaltung für Branntwein auf unseren Antrag angeordnet hat, dass jüdische Firmen nicht mehr mit Monopolsprit beliefert werden.“

F: Damit wurde dem Unternehmen die wirtschaftliche Grundlage entzogen. In der Reichspogromnacht am 10. November 1938 verwüstete die SA zudem das Haus der Familie Landauer. Unter Zwang mussten sie das Unternehmen verkaufen, durch Abgaben und Steuern blieb ihnen am Ende – nichts. Bei einem Luftangriff im Dezember 1944 wurde das Werk in Heilbronn komplett zerstört.

M: Doch die Landauers kämpften sich zurück und bauten ihre Firma nach Kriegsende neu auf. 1981 war dann aber Schluss. Umweltauflagen, höhere Steuern und die Konkurrenz aus dem Billigsektor besiegelten das Ende dieser Traditions-Brennerei.

 

Foto: © Förderverein Museum im Steinhaus e.V.