Station: [1] Porträt Wilhelm von Lotterer


F: 21. Februar 1916. Um genau 7.15 Uhr eröffnen die deutschen Truppen die Schlacht um Verdun. Ein Geschosshagel prasselt auf die französischen Schützengräben nieder. Die deutsche Armee rückt schnell vor, erobert fast kampflos das strategisch wichtige Fort Douaumont. Endlich scheint Bewegung in den fast zwei Jahre währenden Stellungskrieg zu kommen. Zum deutschen Führungsstab im Fort Douaumont gehört ein gewisser Wilhelm von Lotterer. Ein Leutnant schreibt über ihn:

M: „Viel Ruhe gab es bei dem General nicht. Dauernd befand er sich in der vordersten Linie, nicht nur bei seinen Batterien, sondern auch in den vordersten Gräben, bei der Infanterie, um hier zu erfahren, wo die Artillerie-Unterstützung am notwendigsten war. (…) Gleichgültig gegen jede Gefahr, war er auch beim heftigsten Feuer vorn.“

F: Geboren wird Wilhelm von Lotterer 1857 in Eningen unter Achalm bei Reutlingen. Während des Ersten Weltkriegs kommandiert er die 5. Feldartillerie-Brigade. Was von Lotterer auszeichnet: Er forciert die Zusammenarbeit zwischen Artillerie und Infanterie. Bis dato ging die Artillerie streng nach Planquadraten vor, was regelmäßig zum Beschuss der eigenen Soldaten führte, die noch im Feld unterwegs waren.

M: „Jedes eigene Grabenstückchen wie auch jedes beim Feinde einigermaßen einzusehende Gelände war dem General genau bekannt. Mehrere Male habe ich mit dem General nächtliche Patrouillen der Infanterie begleitet. Bei solchen Unternehmungen wollte er sich im Morgengrauen über Einzelheiten beim Gegner unterrichten. Deshalb genoß er bei seiner Artillerie wie auch bei der Infanterie so großes Vertrauen und Ansehen.“

F: Am 3. März 1916 wird Wilhelm von Lotterer bei den Gefechten um das Fort Douaumont schwer verwundet. Der Leutnant notiert:

M: „Gegen 10 Uhr vormittags wurden wir (…) schwer verwundet in die unteren Kasematten gebracht und mussten hier, nur notdürftig verbunden, bis um Mitternacht warten, ehe wir abtransportiert werden konnten. (…) Erst im Lazarett in Mainz erfuhr ich, dass der General auf dem Transport an seinen schweren Wunden gestorben sei.“

F: Wilhelm von Lotterer wird in Ludwigsburg auf dem Neuen Friedhof beerdigt. Er ist dort neben seinen einzigen Sohn bestattet. Maximilian von Lotterer fiel bereits kurz nach Kriegsbeginn, im Oktober 1914.

 

Foto: © Garnisonsmuseum Ludwigsburg