Station: [6] Die Anfänge der Garnison Ludwigsburg


M: Ludwigsburg ist in vielerlei Hinsicht anders als andere Städte. Woanders diente die Stadtmauer dazu, Angreifer abzuwehren. Niemand sollte also nach innen dringen. 

F: In Ludwigsburg war es anders herum. Hier sollte nichts nach draußen gelangen. Mithilfe einer sechs Kilometer langen und etwa 3,5 Meter hohen Mauer sollten die Soldaten von der Flucht abgehalten werden.

M: Da die Mehrzahl der württembergischen Soldaten zwangsrekrutiert war, war auch die Zahl der Deserteure groß. Im Dezember 1757 erließ der Herzog das sogenannte „Deserteur-Attrappierungs-Restrikt“. Als Prämie für jeden gefangenen Deserteur winkten 18 Gulden Handgeld.

F: Schauen Sie sich das Modell des Asperger Torhauses einmal genauer an. Fällt Ihnen an der linken Hausseite etwas auf? Die Stadtmauer läuft direkt auf die Mitte des Hauses zu. Sie teilt es quasi in zwei Hälften: eine Seite liegt innerhalb der Stadt, die andere Seite außerhalb. So konnte das Wachpersonal bequem beobachten, was auf beiden Seiten der Mauer vor sich ging.  

M: Das Asperger Torhaus, in dem sich heute das Garnisonsmuseum befindet, war ursprünglich eines von sieben Torhäusern. Sie standen an den großen Ausfallstraßen … Richtung Stuttgart, Leonberg, Marbach oder eben Asperg. In den Häusern befand sich das Wachlokal der Torwache sowie die Wohnung des Torschreibers.  

F: Im August 1806 wurde in Württemberg schließlich die allgemeine Wehrpflicht eingeführt. Wehrpflichtig waren demnach alle männlichen Untertanen. Mindestalter: 18. Größe: fünf Fuß sieben Zoll. Also umgerechnet 1,63 Meter. Die Dienstzeit betrug bei der Infanterie acht Jahre, bei der Kavallerie zehn Jahre.

M: Allerdings gab es eine ganze Reihe von Ausnahmen. Von der Wehrpflicht befreit, waren beispielsweise die Söhne der königlichen Staats- und Hofbediensteten. Genauso Studenten, Lehrer oder Lehrjungen. 

F: Eine andere Möglichkeit die Wehrpflicht zu umgehen, war das „Einstehen“. Für 800 Gulden konnte man sich einen Stellvertreter besorgen, der sich auf die Liste der gemusterten Rekruten setzen ließ. Am Ende des 19. Jahrhunderts wurde in Württemberg das „Einstehen“ verboten. 

Foto: © Garnisonsmuseum Ludwigsburg