Station: [8] Die Garnison im 19. Jahrhundert


F: Ab dem Jahr 1816 vollzog sich in Ludwigsburg ein tiefgreifender Wandel: die Stadt verlor endgültig den Charakter einer Hof- und Residenzstadt. Was nun entstand, war eine reine Soldatenstadt. Eine Art „schwäbisches Potsdam“.

M: Kasernen wurden gebaut, ein großer Exerzierplatz angelegt, eine Kriegsschule errichtet. Sämtliche Waffengattungen waren in der Stadt vertreten: zwei Regimenter der Infanterie, zwei Reiter-Regimenter, die gesamte Feld-Artillerie des Königreichs Württemberg sowie der Generalquartiermeister-Stab. In den 1820er-Jahren gehörte ein Drittel der Ludwigsburger Einwohner dem Militär an – und wer nicht dem Militär angehörte, der arbeitete dafür. So wie die vielen Handwerker. 

F: Hier in der Vitrine sehen sie das Modell eines Munitionswagens aus dem Jahr 1832. Hinter dem Modell versteckt sich folgende Geschichte: 

M: Das württembergische Militär hatte den Auftrag für einen neue Munitionswagen ausgeschrieben. Wollte sich ein Schreiner für den Auftrag bewerben, musste er ein Modell anfertigen und einreichen. 

F: Das Besondere an den Munitionswagen der württembergischen Artillerie war, dass sie mit Protzen geführt wurden. Als Protze bezeichnet man den vorderen, einachsigen Karren. Er war vielseitig einsetzbar und konnte sowohl vor den Munitionswagen gespannt werden als auch vor die Lafette mit dem Geschütz darauf. Selbst zwischen Artillerie und Infanterie konnte die Protze im Notfall getauscht werden. Erfunden hat dieses Prinzip Karl von Kernen, ein Ludwigsburger Artillerieoffizier.  

M: Auf der linken Seite sehen Sie einen Tschako. Er wurde scherzhaft auch „Hurratüte” genannt. Ihren Ursprung hat diese zylinderförmige Kopfbedeckung in Ungarn. Ursprünglich bestand der Tschako aus Filz, später dann aus schwarzlackiertem Leder. 1806 wurde er unter Napoleon in der französischen Armee eingeführt und löste den bis dahin üblichen Dreispitz der Infanterie ab. Später wurde der Tschako dann wiederum durch die Pickelhaube ersetzt, da diese einen besseren Schutz vor Säbelhieben bot.

F: Der rotfarbene Tschako gehörte einst einem Reiteroffizier. Die Einfassungen und der Deckel sind aus Leder, genau wie der Augenschutz. Panzer und Nummernschild sind im Laufe der Zeit leider verloren gegangen.  

Foto: © Garnisonsmuseum Ludwigsburg