Station: [12] Schwarzwalduhr


Keine Wanduhr ist berühmter als sie: Die Schwarzwalduhr. Auf der ganzen Welt bekannt und gesammelt erfreut sie sich bis heute höchster Popularität.
Dabei fing vor rund 300 Jahren alles ganz bescheiden an:
Silva Nigra, schwarzer Wald tauften bereits die Römer diesen weitgehend unbekannten Fleck auf der Erde. Der Schwarzwald verlangte seinen Bewohnern viel ab. Der Boden war wenig ertragreich. Die Bauernfamilien führten ein abgeschiedenes, entbehrungsreiches Leben. Nur eines gab es im Schwarzwald im Überfluss: Holz!
Als begabte Schnitzer fingen die Bauern des 16. Jahrhunderts an, in den langen dunklen Wintermonaten Uhren komplett aus Holz zu fertigen, so erzählt man es sich zumindest in der Legende. Tatsache ist, bereits Ende des 17. Jahrhunderts professionalisierte sich das Schwarzwälder Uhrenhandwerk und wurde weltweit erfolgreich. 
Dieser Siegeszug hatte eine ganze Anzahl von Gründen: Zum einen war der Werkstoff Holz besonders günstig und einfach zu bearbeiten. Damit waren auch die Uhren bei weitem erschwinglicher als die Konkurrenz aus Metall. Zudem begann man bereits im 18. Jahrhundert die Produktionsprozesse effektiv zu steuern. Arbeitsteilung war das Motto: Uhrwerk, Zifferblatt, Glocken und Pendel wurden von unterschiedlichen Manufakturen hergestellt. Das Ergebnis, während noch Mitte des 18. Jahrhunderts ein Uhrmacher etwa eine Woche pro Uhr brauchte, benötigte er 30 Jahre später nur noch einen Tag. Auch beim Vertrieb zeigte sich das schwäbische Geschick fürs Geschäft. Uhrenhändler schlossen sich in Gesellschaften zusammen und nutzen die Vertriebswege der bereits erfolgreichen Schwarzwälder Glasindustrie. 
Die Lackschilduhren waren lange Zeit die beliebtesten Schwarzwalduhren. Auch sie wurden zunächst komplett aus Holz gebaut. Das hatte in den Anfängen allerdings noch einen anderen Grund: Das Uhrmacherhandwerk unterlag dem Zunftrecht und gestattete nur den städtischen Uhrmachern die Herstellung. Das galt aber nur für Uhren aus Metall. Uhren aus Holz dagegen galten als freies Gewerbe. Sie konnten von jedem geschickten Handwerker hergestellt werden.
Die ausgestellten Lackschilduhren stammen aus dem 19. Jahrhundert und haben bereits ein Räderwerk aus Metall. Das Zifferblatt hingegen ist weiterhin ein mit Lack bemaltes Holzschild. Vor rund 200 Jahren, in der Blütezeit der Schwarzwalduhren-Produktion, wurden mehr als eine halbe Million solcher Uhren verkauft. Die Hauptkonkurrentin, die Comtoise-Uhr, brachte es gerade mal auf 80.000 Stück. 
Erfindungsreich brachte die Schwarzwälder Uhrenindustrie immer wieder neue Uhrentypen auf den Markt. Die Kuckucksuhr ist ein Beispiel dafür, die Tischuhr hier rechts ein anderes.

Fotos: © Martina Bosse