Station: [103] Gletscher in Sachsen


„Sollten die nordischen Gletscher wirklich von den Skandinavischen Bergen bis an die Wurzner Hügel gereicht haben? Mich friert bei dem Gedanken!“, schrieb der Geologe Bernhard von Cotta, als er 1844 bei Wurzen Schrammen an Felsen richtig als Gletscherschliffe deutete.

Heute wissen wir, dass Mitteldeutschland im Laufe des Eiszeitalters mehrfach von Gletschern bedeckt war. Im Wechsel von Kalt- und Warmzeiten schob sich das Eis weit ins Land hinein und zog sich dann wieder zurück. Zwischen langen Phasen mit Temperaturen deutlich unter dem heutigen Durchschnitt gab es kürzere Abschnitte mit zum Teil wärmeren Temperaturen als wir sie heute hier kennen. Während der Kaltzeiten waren die Pole von einem mächtigen Eispanzer bedeckt. Von Skandinavien kommend, transportierte das Eis Geröll und Feuerstein bis nach Sachsen.

Auch im Boden haben die Eiszeiten zahlreiche Spuren hinterlassen. Durch den Braunkohlentagebau oder den Sand- und Kiesabbau kommen sie heute wieder zum Vorschein. Stöbern Sie doch einmal in den Klapptafeln. Im Anschnitt der Erdschichten können Sie dramatische Momentaufnahmen einstmals kraftvoller geologischer Prozesse bewundern.

Bereits vor zweieinhalb Millionen Jahren wurde es deutlich kühler. Durch moderne Untersuchungsmethoden sind Forscher heute in der Lage, das Klima vergangener Zeiten zu rekonstruieren. Der Wechsel von Warm- und Kaltzeiten ist an dem Verhältnis von schweren und leichten Sauerstoffisotopen in Sedimenten und in Eis erkennbar. Dazu müssen Sedimentbohrkerne aus der Tiefsee beziehungsweise Eisbohrkerne untersucht werden. Je weniger leichte Isotope man zum Beispiel in Meeressedimenten findet, desto niedriger waren die Temperaturen. Untersuchungen der Meeressedimente ermöglichen es den Temperaturverlauf über Millionen von Jahren zu rekonstruieren. In Eisbohrkernen liefert der fossile Anteil von CO2 Informationen über wärmere und kühlere Phasen innerhalb einiger hunderttausend Jahre. Mit dem Wissen um das Klima vergangener Zeiten können Forscher die zukünftige Klimaentwicklung abschätzen.