Station: [112] Lagerplatz von Groitzsch


Sie sind hier Zeuge einer kleinen Szene vor 14.000 Jahren. Jäger der späten Altsteinzeit haben im heutigen Groitzsch bei Eilenburg ihre Zelte aufgeschlagen. Sie lagern auf einem kleinen Hügel am Ufer eines Flusses. Von dort können sie die Landschaft besser überblicken. Die Gegend ist wildreich. Auch an Beeren und essbaren Pflanzen mangelt es nicht. Und Feuerstein zum Herstellen von Werkzeugen und Waffen ist in großer Zahl vorhanden.

Heute ist diese Hügelkuppe bewaldet und eine Kapelle ist darauf errichtet. Funde am Kapellenberg wurden schon vor über 120 Jahren geborgen. Doch erst seit den 1930er Jahren bis zuletzt 2004 wurde systematisch dort gegraben. Dabei kamen mehr als 155.000 Funde vor allem aus Feuerstein zutage. Etwa 2 Prozent davon sind typische Werkzeuge der späten Eiszeit, wie Bohrer und Rückenmesser, Stichel und Kratzer. Sie dienten zum Zerlegen von Jagdwild oder zum Bearbeiten von Tierfellen. Andere wurden zur Knochenbearbeitung und als Pfeilspitzen verwendet. Zwei Steinpflaster im Boden erbrachten den Nachweis, dass hier Zelte oder kleine Hütten gestanden haben.

Groitzsch ist nicht die einzige späteiszeitliche Fundstelle in Sachsen. Doch ist sie bei weitem die fundreichste. Aufgrund der hohen Fundmenge und der guten Dokumentation können Steinschlagplätze und Arbeitsbereiche unterschieden werden. Spuren aller Produktionsschritte vom Rohmaterial bis zum fertigen Steinwerkzeug lassen sich erkennen. Doch nicht nur deshalb ist Groitzsch so bemerkenswert. Hier wurde das erste Kunstwerk in Sachsen entdeckt: ein Schieferplättchen mit Pferderitzungen!