Station: [114] Vorstellungskraft


“Es handelt sich um die Kindheit der Kunst und nicht um die Kunst von Kindern“, urteilte der französische Prähistoriker Gabriel des Mortillet über die vor allem in Frankreich, Spanien und Italien entdeckten Höhlenmalereien.

Betrachten Sie die Bilder an dem Wandfries doch einmal genauer. Sind sie nicht von beeindruckender Schönheit? Wie genau hier Proportionen und sogar Perspektiven wiedergegeben wurden. Und diese Farbigkeit! Aus welcher Zeit stammen diese Malereien?

Tatsächlich waren sich Forscher lange Zeit uneinig über das Alter der Bildwerke. Erst um die Wende zum 20. Jahrhundert stand fest, dass es sich um Kunst des frühen Homo sapiens aus der Zeit vor 40.000 bis 14.000 Jahren handelte. Mit Erdfarben und Holzkohle wurden die Motive auf die nackten Höhlenwände aufgetragen. Mittels Fingerspitze oder Blasrohren entstanden Pferde, Mammuts, Nashörner und andere vor allem große Tiere aus der Lebenswelt der eiszeitlichen Jäger. Felsvorsprünge und Nischen wurden geschickt in die Darstellung miteinbezogen, so dass die Bilder eine erstaunliche Lebendigkeit zeigen.

Doch wer waren die Künstler? Erzählten sie Geschichten oder bannte Jagdzauber die Tiere auf die Felswände? Waren Schamanen dafür verantwortlich? Können wir eine bestimmte Handschrift verfolgen?

Sicher wissen wir, dass die Kunst eine Erfindung des Homo sapiens ist. Erstmals verrichteten Menschen nicht mehr nur die lebensnotwendigen Tätigkeiten, sondern sie übertrugen ihre Umwelt, ihre Träume und ihre Vorstellungskraft in Bilder, die wir heute noch betrachten können.

Auch Plastiken aus Knochen, Elfenbein, Stein und Lehm gehörten dazu. Dargestellt sind Tiere, Menschen und Mischwesen, wie Sie in der Vitrine hinter Ihnen betrachten können.

Das bisher einzige in Sachsen gefundene Kunstwerk aus dieser Zeit zeigt die Vitrine in der Raummitte.