Station: [160] Mahnmahl für die ermordeten Juden, New York


In New York waren die Mendelsohns herzlich willkommen. Doch auch hier ließen Bauaufträge auf sich warten. Grund dafür war der Kriegsbeitritt der USA im Dezember 1941. Folglich wurden nur noch kriegswichtige Gebäude errichtet. Mendelsohn erhielt in dieser Zeit ein Stipendium und lebte als Vortragsreisender.

Am Kampf gegen die Nationalsozialisten beteiligte sich Mendelsohn aktiv. So baute er 1943 für das US-Korps das so genannte „Deutsche Dorf“ in der Wüste von Utah, westlich von Salt Lake City. Dabei handelte sich um realistische Nachbauten von Berliner Mietskasernen, an denen die US-Luftwaffe Brandbomben testen konnte.

Nach Kriegsende 1945 gründete Mendelsohn ein Büro in San Francisco. Bauaufträge kamen nun vor allem für Synagogen und Privatvillen. Ab 1947 lehrte Mendelsohn auch an der University of California in Berkeley.

1948 beteiligte sich Mendelsohn an einem Wettbewerb für ein Mahnmal, das für die sechs Millionen ermordeten Juden in Europa im Riverside Park in New York aufgestellt werden sollte. Mendelsohn erhielt den Auftrag und fertigte 1950/51 nacheinander zwei Entwürfe an. Den zweiten Entwurf sehen Sie hier im Modell. Im Mittelpunkt stehen die Gesetzestafeln von Moses und das Gebot „Du sollst nicht töten“. Der Entwurf sah zusätzlich ein Relief des kroatischen Bildhauers Ivan Mestrovic vor mit einer Darstellung des Kampfes der Menschen um die Einhaltung der Zehn Gebote. Das in Granit geplante Monument wurde jedoch aus finanziellen Gründen nie ausgeführt.

Mendelsohns Mitarbeiter Hans Schiller hatte ein Landschaftsmodell des ersten Entwurfs geschaffen. Anfang der 1980er-Jahre gelangte dieses in die Berliner Kunstbibliothek. Für jedermann zugänglich, hätte es als Vorbild dienen können, als auch in Deutschland ein Holocaust-Mahnmal geplant wurde. Für Mendelsohns Entwürfe sprach, dass sie von einem selbst vor den Nationalsozialisten geflohenen, bedeutenden deutsch-jüdischen Architekten stammten, der bis 1933 sein Büro in Berlin hatte.

Kunst- und Architekturkritiker, Architekten und die Familie von Mendelsohn unterstützten diese Idee. Dennoch fand sie keine Mehrheit. Im Juni 1999 beschloss der Bundestag, den Entwurf des New Yorker Architekten Peter Eisenmann realsieren zu lassen. Das 2005 fertig gestellte Mahnmal für die ermordeten Juden Europas steht an zentraler Stelle in Berlin, in unmittelbarer Nähe zum Brandenburger Tor.