Station: [0] Allgemeines zum Tuch
Der Brauch zwischen Aschermittwoch und dem Mittwoch der Karwoche in den abendländischen Kirchen die Altarräume mit Fastentüchern zu verhängen, geht bis ins Frühe Mittelalter zurück. Fastentücher trennten die Gemeinde vom Heilsgeschehen am Altar. Gegenüber dem Bestreben der Menschen, das Mysterium schauen zu wollen, bedeutete dies einen schmerzlichen Verzicht. Zum Fasten des Leibes kam ein Fasten der Augen hinzu. Diese Tücher, die man auch „Hungertücher nannte, waren ursprünglich weiß oder violett. Anfänglich auf die reine Verhüllungsfunktion beschränkt, beginnt man an sie in der Gotik zu bebildern. Im Süden, vorrangig im alpenländischen Raum, werden die Tücher, wie ein Schachbrett, in Felder eingeteilt und bemalt. Sie zeigen die Geschichte Gottes mit den Menschen, von der Erschaffung der Welt bis zum Jüngsten Gericht. Von dieser Art Fastentücher, die in der Kunstgeschichte als „Feldertyp“ bezeichnet werden, haben sich weltweit noch ganze 18 Beispiele erhalten. 13 in Österreich, zwei in der Schweiz, eines in Lichtenstein, eines in Italien, Südtirol, und eines in Deutschland, in Zittau.