
AUSSTELLUNG | Helga Höhne — textile Kunst und Grafik
Helga Höhne suchte längere Zeit nach ihrer künstlerischen Ausdrucksform und fand die textile Form auf eher ungewöhnliche Weise. 1984 sah sie ein aus derbem Stoff geflochtenes Textil, einen einfachen Bauernteppich, dessen roher, rustikaler Charakter eine künstlerische Initialzündung in ihr hervorrief. Sie baute sich umgehend einfache Webrahmen und begann an ihnen mit Stoffstreifen zu arbeiten. Dieses damals gewählte Material nutzt sie bis heute, nunmehr auf einem Hochwebstuhl.
In einer Arbeitsnotiz 1994 beschrieb sie ihr Credo mit den folgenden Sätzen:
- Ich will Teppiche machen, die wie ein einziger Webfehler aussehen.
- Ins Ungewisse arbeiten und der Ahnung der Idee folgen – versuchen, richtig zu schließen.
- Klischees zu erkennen suchen und sie zu brechen, mit Stimmigkeit auf der Fläche und in den Farben?
- (Die Sache mit der Wolkenbildung und der Freiheit, sich selbst etwas zu denken.)
- Gegenüber Eingebungen offen sein, auch wenn sie seltsam anmuten und nicht „textil“.
Der Natur folgen. - Gewebte Skizzen — aus Stoffen „von überallher“.
Gelebte Skizzen.
Zu sehen sein werden in der Ausstellung Teppichobjekte, die „von gegenständlichen Impulsen getragene, textile Eigengebilde sind und die an selbständige Körperwelten erinnern. Ergänzt werden sie durch subtile Materialdrucke auf Papier, die ihr Schaffen in erstaunlicher Fülle flankieren und in denen sie aufgefundene Flächenrelikte zu dekorativen Bildzeichen werden lässt. Auch in ihnen manifestiert sich, was generell für Helga Höhnes Kunst gilt: Aus der gegenseitigen Durchdringung von Realität und Abstraktion entstehen phantasieanregende Formverwandlungen von hoher Intensität […]. Es sind aber auch die Erscheinungen und Kräfte der Natur, die
für die Künstlerin immer wieder zur nachhaltigen Anregung werden. Dabei geht es ihr weniger um ein Hereinnehmen dieser
überreichen Formenwelt als solcher, vielmehr gilt ihre Intention einer zeichenhaften Verdichtung von Vorgängen, Veränderungen und Reibungen, die unablässig die natürlichen Substanzen dieses Seins – und damit auch unserer eigenen Existenz – durchwalten […]. “
Zitate aus: Fritz Jacobi, Eröffnungsrede zur Ausstellung Helga Höhne PHÖNIXFLÜGE, 17.04.2015, Krankenhauskirche im Wuhlegarten, Berlin