25.9.2024 – 23.2.2025 Sonderausstellung   Die 1990er Jahre gelten heute auch für Leipzig als die Gründungszeit unserer Gegenwart. Unsere aktuellen Gesellschafts- und Wirtschaftsverhältnisse und politische Strukturen des Westens wurden nach der Wiedervereinigung im Osten etabliert, das Alltagsleben wandelte sich. Aus dem Untergang der DDR brachten Leipzigerinnen und Leipziger unterschiedlichste Lebenserfahrungen mit, Verletzungen ebenso wie bis dato unerfüllte Sehnsüchte und Visionen. Leipzigs großes Selbstbewusstsein der eigenen Gestaltungskraft und der Wirtschaftspotentiale, Infrastruktur oder von Kultur und Sport zeigten sich in diesen Jahren – verstand (und versteht) man sich doch als »Heldenstadt« des Revolutionsherbstes 1989, zugleich mit einer an Erfolgen reichen Geschichte. Gründungen von Firmen, Vereinen und Verbänden jeder Art oder Kultureinrichtungen entwickelten sich aus diesen Sehnsüchten und gehören bis heute zum besonderen Profil der Stadt. Neben den Möglichkeiten der Freiheit gab es große Enttäuschungen und einen nicht erwarteten Niedergang: Ein großer Teil der Erwerbstätigen aus Industrie und Verwaltung wurde arbeitslos und musste sich umorientieren. Viele zogen weg. Wie die Privatisierungen abliefen und was besser hätte gemacht werden können, ist bis heute umstritten. Trotz vieler Versuche und Investitionen gelang der politisch gewollte »Aufbau Ost« viel langsamer und oft anders als geplant. Er brachte erst nach 2000 die Wirtschaft in Schwung und Menschen in Arbeit, aber auch neue Debatten um Gerechtigkeit und Teilhabe. Etwa 15 Jahre vergingen, bis ein Aufwind am Arbeitsmarkt, bei der Einwohnerzahl oder im Steueraufkommen spürbar wurden oder die Umwelt-Altlasten verschwanden. Und doch machten diese Krisen wie beherztes Anpacken Leipzig schließlich attraktiver und überregional, ja international anschlussfähig. Zu diskutieren bleibt, was von dieser Umbruchzeit heute wirksam ist und erinnert wird.
25. Sep 2024 - 10:00
Böttchergäßchen
Leipzig
04109
Deutschland

Aktueller Termin von "Stadtgeschichtliches Museum Leipzig - Haus Böttchergäßchen"

Die 90er in Leipzig. Zwischen Aufbruch und Abwicklung

25. Sep 2024 - 10:00 – 23. Feb 2025 - 18:00
Stadtgeschichtliches Museum Leipzig - Haus Böttchergäßchen

25.9.2024 – 23.2.2025
Sonderausstellung

 

Die 1990er Jahre gelten heute auch für Leipzig als die Gründungszeit unserer Gegenwart. Unsere aktuellen Gesellschafts- und Wirtschaftsverhältnisse und politische Strukturen des Westens wurden nach der Wiedervereinigung im Osten etabliert, das Alltagsleben wandelte sich. Aus dem Untergang der DDR brachten Leipzigerinnen und Leipziger unterschiedlichste Lebenserfahrungen mit, Verletzungen ebenso wie bis dato unerfüllte Sehnsüchte und Visionen. Leipzigs großes Selbstbewusstsein der eigenen Gestaltungskraft und der Wirtschaftspotentiale, Infrastruktur oder von Kultur und Sport zeigten sich in diesen Jahren – verstand (und versteht) man sich doch als »Heldenstadt« des Revolutionsherbstes 1989, zugleich mit einer an Erfolgen reichen Geschichte. Gründungen von Firmen, Vereinen und Verbänden jeder Art oder Kultureinrichtungen entwickelten sich aus diesen Sehnsüchten und gehören bis heute zum besonderen Profil der Stadt.

Neben den Möglichkeiten der Freiheit gab es große Enttäuschungen und einen nicht erwarteten Niedergang: Ein großer Teil der Erwerbstätigen aus Industrie und Verwaltung wurde arbeitslos und musste sich umorientieren. Viele zogen weg. Wie die Privatisierungen abliefen und was besser hätte gemacht werden können, ist bis heute umstritten. Trotz vieler Versuche und Investitionen gelang der politisch gewollte »Aufbau Ost« viel langsamer und oft anders als geplant. Er brachte erst nach 2000 die Wirtschaft in Schwung und Menschen in Arbeit, aber auch neue Debatten um Gerechtigkeit und Teilhabe. Etwa 15 Jahre vergingen, bis ein Aufwind am Arbeitsmarkt, bei der Einwohnerzahl oder im Steueraufkommen spürbar wurden oder die Umwelt-Altlasten verschwanden. Und doch machten diese Krisen wie beherztes Anpacken Leipzig schließlich attraktiver und überregional, ja international anschlussfähig. Zu diskutieren bleibt, was von dieser Umbruchzeit heute wirksam ist und erinnert wird.

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