Die ungegenständliche bzw. abstrakte Kunst entwickelte sich seit dem Ende des 19. Jahrhunderts. Schrittweise verabschiedeten sich die Künstler zugunsten einer freieren Formensprache und Bildkomposition von der rein abbildenden Funktion in Malerei und Plastik. Paul Klees Ausspruch „Kunst gibt nicht das Sichtbare wieder, sondern macht sichtbar“ brachte es auf den Punkt: Die Kunst emanzipierte sich von der Aufgabe der Naturnachahmung – die malerischen Mittel Form, Farbe und Farbauftrag wurden jetzt zum Bildthema. Es entstanden neue Kunstrichtungen, in denen die Figur zerlegt, die Form befreit und die Farbe entfesselt wird. Die Machtübernahme der Nationalsozialisten stoppte in Deutschland diese verheißungsvolle Zeit künstlerischer Auf- und Umbrüche. Das Schaffen vieler bekannter Künstler galt nun als „entartet“, sie sahen sich zur Flucht ins Ausland oder in die innere Emigration gezwungen. Erst nach 1945 konnten deutsche Kunstschaffende wieder an die Moderne anknüpfen und suchten den Anschluss an den internationalen Kunstmarkt, auf dem sich die abstrakte Malerei bereits durchgesetzt hatte. In den Zeiten des „kalten Krieges“ wurde die Abstraktion zur Sprache der sogenannten freien westlichen Welt erhoben und drängte seit den 1950er-Jahren die figürliche Kunst in den Hintergrund. Dennoch gab es zahlreiche Künstler, die dem Gegenständlichen verbunden blieben und mit der figurativen Abstraktion einen Kompromiss suchten. Unsere Sommerausstellung, die bis auf wenige Ausnahmen Werke aus der Sammlung der Städtischen Wessenberg-Galerie versammelt, verfolgt über den Zeitraum von 120 Jahren in spannungsvollen Gegenüberstellungen den Weg von der abbildenden Kunst über die figurative Abstraktion hin zum ungegenständlichen Schaffen. Zu entdecken gibt es Arbeiten bekannter Künstler, aber auch Werke in Vergessenheit geratener Maler, Graphiker und Plastiker, die noch nie gezeigt wurden. Einbezogen werden zudem zeitgenössische Positionen, die zum freien Assoziieren anregen und unsere Sehgewohnheiten gleichermaßen überraschen wie herausfordern.
17. Apr 2021 - 00:00
Wessenbergstraße 43
Konstanz
78462
Deutschland

Aktueller Termin von "Städtische Wessenberg-Galerie"

Form und Freiheit. Von der Figur zur Abstraktion

17. Apr 2021 - 00:00 – 05. Sep 2021 - 00:00
Städtische Wessenberg-Galerie

Die ungegenständliche bzw. abstrakte Kunst entwickelte sich seit dem Ende des 19. Jahrhunderts. Schrittweise verabschiedeten sich die Künstler zugunsten einer freieren Formensprache und Bildkomposition von der rein abbildenden Funktion in Malerei und Plastik. Paul Klees Ausspruch „Kunst gibt nicht das Sichtbare wieder, sondern macht sichtbar“ brachte es auf den Punkt: Die Kunst emanzipierte sich von der Aufgabe der Naturnachahmung – die malerischen Mittel Form, Farbe und Farbauftrag wurden jetzt zum Bildthema.

Es entstanden neue Kunstrichtungen, in denen die Figur zerlegt, die Form befreit und die Farbe entfesselt wird. Die Machtübernahme der Nationalsozialisten stoppte in Deutschland diese verheißungsvolle Zeit künstlerischer Auf- und Umbrüche. Das Schaffen vieler bekannter Künstler galt nun als „entartet“, sie sahen sich zur Flucht ins Ausland oder in die innere Emigration gezwungen. Erst nach 1945 konnten deutsche Kunstschaffende wieder an die Moderne anknüpfen und suchten den Anschluss an den internationalen Kunstmarkt, auf dem sich die abstrakte Malerei bereits durchgesetzt hatte. In den Zeiten des „kalten Krieges“ wurde die Abstraktion zur Sprache der sogenannten freien westlichen Welt erhoben und drängte seit den 1950er-Jahren die figürliche Kunst in den Hintergrund. Dennoch gab es zahlreiche Künstler, die dem Gegenständlichen verbunden blieben und mit der figurativen Abstraktion einen Kompromiss suchten.

Unsere Sommerausstellung, die bis auf wenige Ausnahmen Werke aus der Sammlung der Städtischen Wessenberg-Galerie versammelt, verfolgt über den Zeitraum von 120 Jahren in spannungsvollen Gegenüberstellungen den Weg von der abbildenden Kunst über die figurative Abstraktion hin zum ungegenständlichen Schaffen. Zu entdecken gibt es Arbeiten bekannter Künstler, aber auch Werke in Vergessenheit geratener Maler, Graphiker und Plastiker, die noch nie gezeigt wurden. Einbezogen werden zudem zeitgenössische Positionen, die zum freien Assoziieren anregen und unsere Sehgewohnheiten gleichermaßen überraschen wie herausfordern.

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