Vielleicht wird es frivol zu- und hergehen in den Museumsräumen. Vielleicht nur ein bisschen derb. Vielleicht ausgelassen, womöglich verkorkst. Mitunter tief traurig. Komödie des Daseins, so der Titel der letzten grossen Ausstellung des Jahres, der sich an den Philosophen Friedrich Nietzsche anlehnt. Nietzsche beschreibt das ungeheuerliche Leben als Daseinskomödie, dem das Individuum nur mit Lachen und Tanzen begegnen könne. Das Kunsthaus Zug schickt seine Besucher in Siebenmeilenstiefeln durch eine Kunstgeschichte des Humors. Karneval, Comic und Comedy, Slapstic und Satire: Seit sechs Jahren erforscht eine Arbeitsgruppe aus dem Haus mit Studenten und jungen Wissenschaftlern die Wechselbeziehungen von Kunst und Humor und geht zurück bis zu den Griechen, überschlägt sich in Um- und Irrwegen übers Mittelalter zur Reformation und bestreitet die Materialschlacht im letzten Jahrhundert und im Heute. Die Kunstgeschichte des Humors führt zum hässlichen Witz am Hof, zum Lachen in der Kirche, zum Strassentheater und an die Fasnacht. Zum Humor, der provoziert und zu dem, der unterhält. Zum Protest, zur Auflehnung. Geschlechterbeziehungen und gesellschaftliche Unterdrückung, Auseinandersetzung mit dem Körper und mit dem Tod sind Konstanten durch Räume und Zeiten. Ob Satire oder Parodie, historisch betrachtet waren Spott und das Groteske immer ein Ventil gegen starre Ordnungsmuster und hierarchische Wertesysteme. Spätestens der tragische Anschlag auf die Redaktionsräume des Pariser Satiremagazins Charlie Hebdo hat die alte Frage nach Humor in freiheitlichen Demokratien neu aufkochen lassen. Von der Antike bis zur Gegenwart fragt die Ausstellung in über 300 Arbeiten – es sind Leihgaben aus Häusern der Schweiz und Europas und Werke aus der eigenen Sammlung – was es im Museum denn eigentlich überhaupt zu lachen gibt. Es ist eine Versuchsanordnung mit antiken Vasen, Flugblättern, Zeitschriften, Gemälden, Skulpturen und Videos: Was den Einen irritieren wird, dürfte dem Anderen Anlass zu schallendem Gelächter sein. Hier bleibt das Lachen im Halse stecken, da wird gekichert, geschmunzelt und gescherzt über erbaulichen oder dreisten Humor von Bosch und Goya, Ensor und Klee, Daumier und Heartfield, Duchamp, Oppenheim und Warhol. Manchmal stehen Situationskomik und existenzieller Schrecken, Lust und Scham, Freude und Entsetzen nebeneinander, dicht an dicht. Auch in der Kunst, deren Autoren zuletzt über sich selber lachen.
23. Sep 2018 - 00:00
Dorfstrasse 27
Zug
6301
Schweiz

Aktueller Termin von "Kunsthaus Zug "

Komödie des Daseins - Kunst und Humor von der Antike bis heute

23. Sep 2018 - 00:00 – 06. Jan 2019 - 00:00
Kunsthaus Zug

Vielleicht wird es frivol zu- und hergehen in den Museumsräumen. Vielleicht nur ein bisschen derb. Vielleicht ausgelassen, womöglich verkorkst. Mitunter tief traurig.
Komödie des Daseins, so der Titel der letzten grossen Ausstellung des Jahres, der sich an den Philosophen Friedrich Nietzsche anlehnt. Nietzsche beschreibt das ungeheuerliche Leben als Daseinskomödie, dem das Individuum nur mit Lachen und Tanzen begegnen könne.
Das Kunsthaus Zug schickt seine Besucher in Siebenmeilenstiefeln durch eine Kunstgeschichte des Humors. Karneval, Comic und Comedy, Slapstic und Satire: Seit sechs Jahren erforscht eine Arbeitsgruppe aus dem Haus mit Studenten und jungen Wissenschaftlern die Wechselbeziehungen von Kunst und Humor und geht zurück bis zu den Griechen, überschlägt sich in Um- und Irrwegen übers Mittelalter zur Reformation und bestreitet die Materialschlacht im letzten Jahrhundert und im Heute. Die Kunstgeschichte des Humors führt zum hässlichen Witz am Hof, zum Lachen in der Kirche, zum Strassentheater und an die Fasnacht. Zum Humor, der provoziert und zu dem, der unterhält. Zum Protest, zur Auflehnung. Geschlechterbeziehungen und gesellschaftliche Unterdrückung, Auseinandersetzung mit dem Körper und mit dem Tod sind Konstanten durch Räume und Zeiten.
Ob Satire oder Parodie, historisch betrachtet waren Spott und das Groteske immer ein Ventil gegen starre Ordnungsmuster und hierarchische Wertesysteme. Spätestens der tragische Anschlag auf die Redaktionsräume des Pariser Satiremagazins Charlie Hebdo hat die alte Frage nach Humor in freiheitlichen Demokratien neu aufkochen lassen.
Von der Antike bis zur Gegenwart fragt die Ausstellung in über 300 Arbeiten – es sind Leihgaben aus Häusern der Schweiz und Europas und Werke aus der eigenen Sammlung – was es im Museum denn eigentlich überhaupt zu lachen gibt. Es ist eine Versuchsanordnung mit antiken Vasen, Flugblättern, Zeitschriften, Gemälden, Skulpturen und Videos: Was den Einen irritieren wird, dürfte dem Anderen Anlass zu schallendem Gelächter sein. Hier bleibt das Lachen im Halse stecken, da wird gekichert, geschmunzelt und gescherzt über erbaulichen oder dreisten Humor von Bosch und Goya, Ensor und Klee, Daumier und Heartfield, Duchamp, Oppenheim und Warhol. Manchmal stehen Situationskomik und existenzieller Schrecken, Lust und Scham, Freude und Entsetzen nebeneinander, dicht an dicht. Auch in der Kunst, deren Autoren zuletzt über sich selber lachen.

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