Sonderausstellung "Mit offenen Armen aufgenommen" - Neue Heimat in Karlshafen
Für das Jahr 2016 bereitet das Deutsche Hugenotten-Museum in Bad Karlshafen eine Sonderausstellung zur aktuellen Flüchtlingsproblematik vor:
„Mit offenen Armen aufgenommen“
Neue Heimat in Karlshafen
Die Ausstellung wird eröffnet am Internationalen Museumstag, dem 22. Mai 2016 um 11 Uhr. Zur Eröffnung werden ein Vortrag und musikalische Beiträge der Flüchtlinge in die Ausstellung einführen. Die Marie-Durand-Schule wird in einer Aktionswoche die Ausstellung mit vorbereiten.
Bad Karlshafen ist in Deutschland die einzige Stadt, die für hugenottische Glaubensflüchtlinge gegründet wurde (1699). Sie trug zunächst den Namen Sieburg. Im Jahr 1717 wurde die neue Siedlung zu Ehren Ihres Gründers , des Landgrafen Carl von Hessen-Kassel (1654 - 1730), in Carlshafen umbenannt. Der in der Mitte der Stadt angelegte Binnenhafen war nach dem Willen des Fürsten als „Hessisches Tor zur Welt“ gedacht. Die Schiffe sollten von der Residenzstadt Kassel über einen Kanal nach Carlshafen fahren und von dort weiter über die Weser bis zur Nordsee. Die ehrgeizigen Pläne des Landgrafen scheiterten, weil sie zu seiner Zeit technisch und finanziell nicht zu verwirklichen waren.
Karlshafen wurde in der Folgezeit nach der Entdeckung der Solequellen durch den Hugenotten Jacques Galland zur Sole - und Badestadt und blieb weiterhin ein Anlaufpunkt für Flüchtlinge. Zur Zeit der französischen Revolution benutzten französische Adelige Karlshafen auf ihrer Flucht als Zwischenaufenthalt.
Am Ende des ersten Weltkrieges kamen deutsche Flüchtlinge aus dem französisch gewordenen Metz in die Weserstadt.
Die Ereignisse der Nazizeit und des zweiten Weltkrieges führten zu weiteren Flüchtlingsbewegungen.
1939 wurden Saarländer vorsorglich nach Karlshafen verlagert. 1943/1944 kamen Menschen, die durch Kriegserlebnisse alles verloren hatten.
Nach dem Ende des zweiten Weltkrieges trafen hunderte vertriebene Sudetendeutsche und Schlesier in der Stadt an der Weser ein. Diese große Zahl stellte die einheimischen Bewohner vor herausfordernde Aufgaben, die in den folgenden Jahren erfolgreich bewältigt werden konnten.
Zwischen 1960 und 1980 kamen Portugiesen, Türken u. a. als Gastarbeiter nach Karlshafen.
In neuester Zeit hat Bad Karlshafen wieder Flüchtlinge aufgenommen. Unter Ihnen sind zahlreiche allein reisende Minderjährige, die in Helmarshausen in einem ehemaligen Klostergebäude betreut werden. Insgesamt sind im Jahr 2015 ca. 250 Flüchtlinge neu nach Bad Karlshafen gekommen. Es ist abzusehen, dass die Geschichte der Stadt Karlshafen weiterhin von Flüchtlingen mitgeprägt werden wird.
Anlage: Notgeldschein Bad Karlshafen von 1923