Über der Piazza des K21 schwebt in über 25 Metern Höhe die riesige Rauminstallation in orbit des Künstlers Tomás Saraceno. Das begehbare Kunstwerk ist eine Konstruktion aus beinahe transparenten Stahlnetzen, die in drei Ebenen unter der gewaltigen Glaskuppel aufgespannt sind. In der 2.500 Quadratmeter umfassenden Netzstruktur sind fünf luftgefüllte "Sphären", gewaltige Ballons, platziert. Die Installation wirkt wie eine surreale Landschaft, ein Wolkenmeer oder wie der Kosmos mit seinen scheinbar schwerelos schwebenden Planeten. Besucher sind eingeladen, die Installation zu betreten und kletternd für sich zu entdecken. Die Wagemutigen nehmen die Museumsbesucher in der Tiefe aus luftiger Höhe wie winzige Figuren in einer Modellwelt wahr. Umgekehrt erscheinen die Menschen im Netz von unten wie Schwebende oder Schwimmer am Himmel. Wenn mehrere Personen gleichzeitig die Installation betreten, geraten die Netze in Bewegung – die Spannung der Stahlseile und der Abstand der drei schwankenden Netzebenen verändert sich  unwillkürlich. Der Raum in der Schwebe wird so zu einem schwingenden Netz von Beziehungen, Resonanzen und einander bedingender Kommunikation. Die Besucher nehmen, ähnlich wie eine Spinne im Netz, die anderen Menschen durch Vibrationen wahr. Dies verdeutlicht das Interesse des Künstlers an neuen hybriden, über die herkömmlichen Möglichkeiten des Menschen hinausgehenden Formen von Kommunikation und Kooperation, die er in seinem Berliner Atelier untersucht. Die Installation in orbit ist sowohl in Ausmaß wie Bedeutung wegweisend für das Werk Saracenos. Auch wer das Netz über dem Abgrund nicht betreten möchte und die kühne Konstruktion lediglich anschaut, wird mit den Themen Fliegen, Fallen und Schweben konfrontiert und von den damit  verbundenen archetypischen Ängsten und Emotionen erfasst. "Das Werk zu beschreiben, bedeutet die Menschen zu beschreiben, die es benutzen – und deren Gefühle", erklärt Saraceno. Selten zielt ein Kunstwerk so unmittelbar auf die Angst und die Lust des Betrachters; es greift direkt in die Gefühle desjenigen ein, der den entscheidenden Schritt in die luftige Höhe wagt. Tomás Saraceno hat in orbit von 2011 bis 2013 gemeinsam mit Ingenieuren, Architekten und Biologen geplant. Damit ist dies eine der aufwändigsten Installationen des Künstlers. Auch wenn die Konstruktion allein drei Tonnen und die größte der "Sphären" 300 Kilo wiegt, wirkt das präzise in die räumlichen Bedingungen unter der Glaskuppel des Ständehauses eingepasste Werk ausgesprochen leicht. So bezieht es sich in seiner Feinheit und gleichzeitigen Stabilität auf die Struktur von Spinnennetzen. Seit einigen Jahren ist der Künstler inspiriert von den komplexen Konstruktionen dieser kleinen Gliederfüßer und hat in seinem Studio die erste Sammlung dreidimensionaler, hybrider  Spinnennetze weltweit aufgebaut. Fasziniert von dieser Welt jenseits unserer Wahrnehmungsmöglichkeiten erforscht Saraceno seitdem die Netzbautechnik sowie das Sozialverhalten unterschiedlicher Spinnenarten und überträgt die Erkenntnisse zu Funktionalität, Schönheit und Stärke der Netze auf seine eigene künstlerische Praxis. Bildet die genaue Beobachtung der Natur und vieler ihrer Erscheinungsformen die Basis von  Saracenos Werk, so lassen sich aber auch kunstgeschichtliche Bezüge erkennen, wie solche zu  den Architektur-Visionären Frei Otto oder Richard Buckminster Fuller. Saracenos künstlerische Praxis kann als dauernde Suche nach der Entwicklung und Realisierung utopischer Architektur gesehen werden, die beeinflusst ist von ökologischen oder sozialen Fragestellungen. Jede einzelne Installation – auch in orbit – bedeutet für den Künstler einen weiteren Schritt in Richtung seines visionären Ziels: der schwebenden Stadt der Zukunft. In den als Aerocene Projects bezeichneten Aktionen sucht Saraceno nach Lösungen für die weltweite ökologische Krise. Dabei handelt es sich um Experimente im Bereich der Wissenschaft, der Ausformung von Gemeinschaft und des sozialen Engagements sowie um Performances und interdisziplinären Austausch.
22. Jun 2013 - 00:00
Ständehausstr. 1
Düsseldorf
40217
Deutschland

Aktueller Termin von "K21 Ständehaus - Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen"

Tomás Saraceno - in orbit

22. Jun 2013 - 00:00 – 31. Dec 2020 - 00:00
K21 Ständehaus - Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen

Über der Piazza des K21 schwebt in über 25 Metern Höhe die riesige Rauminstallation in orbit des Künstlers Tomás Saraceno. Das begehbare Kunstwerk ist eine Konstruktion aus beinahe transparenten Stahlnetzen, die in drei Ebenen unter der gewaltigen Glaskuppel aufgespannt sind. In der 2.500 Quadratmeter umfassenden Netzstruktur sind fünf luftgefüllte "Sphären", gewaltige Ballons, platziert.

Die Installation wirkt wie eine surreale Landschaft, ein Wolkenmeer oder wie der Kosmos mit seinen scheinbar schwerelos schwebenden Planeten. Besucher sind eingeladen, die Installation zu betreten und kletternd für sich zu entdecken. Die Wagemutigen nehmen die Museumsbesucher in der Tiefe aus luftiger Höhe wie winzige Figuren in einer Modellwelt wahr. Umgekehrt erscheinen die Menschen im Netz von unten wie Schwebende oder Schwimmer am Himmel.

Wenn mehrere Personen gleichzeitig die Installation betreten, geraten die Netze in Bewegung – die Spannung der Stahlseile und der Abstand der drei schwankenden Netzebenen verändert sich  unwillkürlich. Der Raum in der Schwebe wird so zu einem schwingenden Netz von Beziehungen, Resonanzen und einander bedingender Kommunikation.

Die Besucher nehmen, ähnlich wie eine Spinne im Netz, die anderen Menschen durch Vibrationen wahr. Dies verdeutlicht das Interesse des Künstlers an neuen hybriden, über die herkömmlichen Möglichkeiten des Menschen hinausgehenden Formen von Kommunikation und Kooperation, die er in seinem Berliner Atelier untersucht.

Die Installation in orbit ist sowohl in Ausmaß wie Bedeutung wegweisend für das Werk Saracenos. Auch wer das Netz über dem Abgrund nicht betreten möchte und die kühne Konstruktion lediglich anschaut, wird mit den Themen Fliegen, Fallen und Schweben konfrontiert und von den damit  verbundenen archetypischen Ängsten und Emotionen erfasst.

"Das Werk zu beschreiben, bedeutet die Menschen zu beschreiben, die es benutzen – und deren Gefühle", erklärt Saraceno. Selten zielt ein Kunstwerk so unmittelbar auf die Angst und die Lust des Betrachters; es greift direkt in die Gefühle desjenigen ein, der den entscheidenden Schritt in die luftige Höhe wagt.

Tomás Saraceno hat in orbit von 2011 bis 2013 gemeinsam mit Ingenieuren, Architekten und Biologen geplant. Damit ist dies eine der aufwändigsten Installationen des Künstlers. Auch wenn die Konstruktion allein drei Tonnen und die größte der "Sphären" 300 Kilo wiegt, wirkt das präzise in die räumlichen Bedingungen unter der Glaskuppel des Ständehauses eingepasste Werk ausgesprochen leicht. So bezieht es sich in seiner Feinheit und gleichzeitigen Stabilität auf die Struktur von Spinnennetzen.

Seit einigen Jahren ist der Künstler inspiriert von den komplexen Konstruktionen dieser kleinen Gliederfüßer und hat in seinem Studio die erste Sammlung dreidimensionaler, hybrider  Spinnennetze weltweit aufgebaut. Fasziniert von dieser Welt jenseits unserer Wahrnehmungsmöglichkeiten erforscht Saraceno seitdem die Netzbautechnik sowie das Sozialverhalten unterschiedlicher Spinnenarten und überträgt die Erkenntnisse zu Funktionalität, Schönheit und Stärke der Netze auf seine eigene künstlerische Praxis.

Bildet die genaue Beobachtung der Natur und vieler ihrer Erscheinungsformen die Basis von  Saracenos Werk, so lassen sich aber auch kunstgeschichtliche Bezüge erkennen, wie solche zu  den Architektur-Visionären Frei Otto oder Richard Buckminster Fuller. Saracenos künstlerische Praxis kann als dauernde Suche nach der Entwicklung und Realisierung utopischer Architektur gesehen werden, die beeinflusst ist von ökologischen oder sozialen Fragestellungen. Jede einzelne Installation – auch in orbit – bedeutet für den Künstler einen weiteren Schritt in Richtung seines visionären Ziels: der schwebenden Stadt der Zukunft.

In den als Aerocene Projects bezeichneten Aktionen sucht Saraceno nach Lösungen für die weltweite ökologische Krise. Dabei handelt es sich um Experimente im Bereich der Wissenschaft, der Ausformung von Gemeinschaft und des sozialen Engagements sowie um Performances und interdisziplinären Austausch.

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