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Themen-Rundwanderweg Station 1

Übersichtskarte des Themen-Rundwanderweges
Vom Wanderparkplatz am Steinweg aus kann ein Rundweg von ca. 3,5 km begangen werden, der durch die Geschichte und Gemarkung von Hochstätten führt.Die 10 Stationen sind jeweils mit Informationstafeln beschrieben.
Ortsansicht , vor 1910
Blick Richtung Osten.Die Ansichtskarte zeigt im Vordergrund den Steinweg. Die Bahnstrecke ist noch eingleisig, das zweite Gleis im Bau. Verladestation für Sandsteine und ein Güterschuppen belegen den Handel über die Eisenbahnlinie im Alsenztal.
Reste der Römerstraße
Zwischen Hochstätten und Hallgarten (Ortsteil Dreiweierhof) sind auf einem kurzen Stück noch der gestückte Unterbau der Römerstraße zu erkennen, die von Alzey/Bad Kreuznach nach Westen Richtung Meisenheim führte.Die damals wohl wichtige Straße wurde in der ersten Hälfte des 19. Jh. erneuert, ist aber schon lange bedeutungslos und nur noch ein Wirtschaftsweg.
Steinhauer
Ohne Beschreibung

Beschreibung

Steinweg: Steinbrüche und SteinhauerSteine zu brechen und zu bearbeiten gehört zu den ältesten Berufen der Menschheit. In unserer Region entstanden seit der Römerzeit Bau- und Kunstwerke aus Stein, die noch erhalten sind. In Hochstätten kreuzten zwei Römerstraßen, und wer den Steinweg [von hier aus] bergauf Richtung Westen verfolgt, findet nach gut einem Kilometer noch Reste des mit Hartsteinen gestückten Unterbaus der Römerstraße, vermutlich aus dem 3. Jh. n.Chr. Mit der Christianisierung und dem Landesausbau im Mittelalter wurden die Kirchen und Klöster in Stein gebaut, Häuser oft mit einem Feldsteinfundament und Holz-Fachwerkständeraufbau. Das älteste Monument aus heimischem Sandstein ist der wohl im 13. Jh. erbaute Kirchturm [Rundwanderweg Station 8] . Der in Hochstätten, Alsenz und anderen Orten der Pfalz auftretende Sandstein aus dem Rotliegenden besteht aus Ablagerungen des Erdaltertums (Paläozoikum], die im Erdzeitalter des Perm vor 300 bis 250 Millionen Jahren im Saar-Nahe-Becken entstanden sind. Der Sandstein, wie man ihn in den Steinbrüchen um Hochstätten findet, kann gut bearbeitet werden. Er wurde in mächtigen Bänken abgelagert, wie man an dem ehemaligen „Direktionsbruch“ südlich von Hochstätten sehen kann. Die Sandsteine der Nordpfalz wurden besonders im 19. Jh. geschätzt, weil sie von guter Qualität und preisgünstig waren. Mit der Industrialisierung in der Gründerzeit nach dem Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 setzte ein Bauboom vor allem in den preußischen Rheinlanden und den Großstädten ein. Davon profitierte besonders unsere Region, und mit dem Bau der Alsenztalbahn 1868-71 von Kaiserslautern nach Ebernburg und weiter nach Bingen konnte sich die Sandsteinindustrie im nordpfälzischen Raum in einem nie dagewesenen Umfang entwickeln. Um 1900 gab es allein im benachbarten Alsenz mehr als zehn Firmen mit bis zu 60 Arbeitern und eine Reihe kleinerer Familienbetriebe. Die gute Qualität des sogenannten Kohlesandsteins mit hoher Druckfestigkeit und Witterungsbeständigkeit führte auch in Hochstätten zu einem gewerblichen Abbau von Sandstein in mehreren größeren Steinbrüchen.Es entstanden viele Steinbrüche rund um das Dorf, meist mit kurzen Wegen bergab: Im Fallbrücker Wald, am Ohlbach, am Ackerberg, am Steinweg und im Jungenwald. Damit wurde auch der lokale Bedarf gedeckt: Von 1890 bis zum Ersten Weltkrieg wurden mehrere große Sandsteinhäuser (besonders in der Fürfelder Straße und der Hauptstraße) gebaut. Eine besondere Rolle bei den Steinbrüchen spielt der sog. „Direktionsbruch“ am Jungenwald. Das gemeindeeigene Gelände im Alsenztal war 1895 durch die Reichsbahn gekauft worden und hatte einen eigenen Gleisanschluss. Im Auftrag der Bahn wurde er von Philipp und Martin Beck, die auch andere Steinbrüche besaßen, genutzt. Ein Rechnungsbuch aus dem Jahre 1907/08 von Steinbruchbesitzer Philipp Beck weist nach, dass Hochstätter Sandstein bis in das Ruhrgebiet geliefert wurde. Die Evangelische Kirche in Bad Münster a. Stein wurde 1907/08 vollständig aus Hochstätter Sandstein gebaut. Steinhauer hatten eine harte Arbeit, ihre Lebenserwartung war nicht sehr hoch. Viele starben früh an der Stein-Staublunge. Die Steinhauerzeit steht auch für den Wandel vom reinen Bauerndorf zum Arbeiter-Bauerndorf. Oft haben sie neben dem Beruf noch etwas Landwirtschaft, und um die Jahrhundertwende beginnen sich die Steinhauer gewerkschaftlich zu organisieren. 1906 hat ein mehrmonatiger Streik der nordpfälzer Steinindustrie verheerende Folgen für die Bevölkerung und den Absatz der Steine.Bereits gegen Ende des 19. Jahrhunderts nahm die Nachfrage nach Sandstein aus dem Alsenztal auch wegen der Konkurrenz aus anderen Regionen Deutschlands und durch andere Baumaterialien wie Beton und Bims zwar ab, doch erst mit dem Ersten Weltkrieg geht die Nachfrage sehr stark zurück. Danach wurde nur noch für den lokalen Bedarf gelegentlich Sandstein abgebaut. Der „Direktionsbruch“ wurde mit dem eigenen Abraum eingeebnet und seit 1930 als Fußballplatz genutzt. Ihn konnte die Gemeinde 1936 wieder erwerben. Seit 1992 wird dort kein Fußball mehr gespielt, nach dem in den 1980iger Jahren größere Felsbrocken aus der Wand auf den Platz gefallen waren.