Station: [155] Kaufhaus Schocken Stuttgart


Dieses Modell zeigt das Schocken-Kaufhaus Stuttgart. Das 1928 eingeweihte Gebäude überdauerte den Zweiten Weltkrieg zwar leicht beschädigt, wurde jedoch 1959 unter internationalem Protest wegen einer Straßenverbreiterung abgerissen.

Mit den Schocken-Kaufhäusern Nürnberg und Chemnitz gehört das Schocken-Kaufhaus Stuttgart zu den bekanntesten Bauten Mendelsohns in Deutschland. Unter Berücksichtigung der Forderungen seiner Auftraggeber Simon und Salman Schocken entwickelte er einen neuen Warenhaustyp, der allein funktionalen Bedürfnissen folgte: Im Mittelpunkt standen die Waren. Die Architektur zielte darauf ab, Kunden mit Hilfe spektakulärer Fassadengestaltungen und nächtlicher Beleuchtung in das Haus zu locken. Die innere Gestaltung war dann schlicht und nur auf die Ware konzentriert. Nichts sollte von ihr ablenken. 

Markanter Gebäudeteil des Stuttgarter Kaufhauses war der gläserne Treppenturm, der dazu einlud, das Gebäude zu betreten. Zugleich gab er den Blick frei auf die geschäftig hinauf und hinab eilenden Kunden. Anziehend wirkten auch die gerundeten Fensterbänder, ein typisches Erkennungsmerkmal der Mendelsohnschen Warenhäuser. Sie ermöglichten nicht nur die optimale Ausleuchtung der Verkaufsräume, sondern auch eine indirekte Beleuchtung des Gebäudes bei Nacht. Dies war für die Außenwirkung außerordentlich wichtig und neuartig zugleich.

Mendelsohn, der bis zur Emigration 1933 Aufträge im gesamten Deutschen Reich, in Norwegen und in der Sowjetunion bearbeitete, war häufig unterwegs. So reiste er 1924 mit dem Ozeandampfer nach New York und studierte dort die eindrucksvollen Hochhausbauten und die Lichtreklame. Von dieser war er nachts begeistert. Bei Tage aber fand er die bautechnische Ausführung mit ihren Gerüsten und Kabeln ästhetisch verfehlt. Dies wollte er bei seinen Bauten in Deutschland besser machen und nutzte dazu die Fensterfronten. In den damals wenig beleuchteten Straßen stachen Mendelsohns Kaufhausbauten wie Lichtpunkte hervor. Eine bessere Reklamewirkung konnte es nicht geben.

Den Brüdern Simon und Salman Schocken war Mendelsohn Mitte der 1920er-Jahre begegnet. Sie hatten in Zwickau den Kaufhauskonzern Schocken KG auf Aktien gegründet und engagierten Mendelsohn für Kaufhaus-Bauten in Nürnberg, Stuttgart und Chemnitz. Mehr zur Geschichte des Schocken-Konzerns und zum Schocken-Kaufhaus Chemnitz erfahren Sie in der zweiten Erkeretage.

Der Standort des Stuttgarter Kaufhauses in der Altstadt und komplizierte Bauvorschriften erforderten zahlreiche Skizzen und Entwürfe, die Mendelsohn bei Musik von Johann Sebastian Bach anfertigte. Ausgeführt wurde das Gebäude in modernster Stahl-skeletttechnik, die auch  im Industriebau  Verwendung fand. Dies entsprach genau den Vorstellungen der Schocken-Brüder, die im Warenhaus ein Verkaufslager für industriell gefertigte Massenware sahen.