Themenausstellung "Romantisches Gera"


Eingangsbereich der Ausstellung 'Romantisches Gera' mit Gemälde des Badertores, Theodor Fischer, 1890 © Steffen Weiß

Blick in die Ausstellung- Fotografien der Familie Fischer sowie eine Ratsherrensänfte © Steffen Weiß

Modell des Mühlgrabens der einen Abschnitt dieses zeigt, das Modell ist im Maßstab 1:100 gebaut © Steffen Weiß

Blick in die Ausstellung - Gemälde von Wilhelm Naegler, Theodor Fischer, Öl auf Leinwand, 1858 © Steffen Weiß

Zwischen 1800 und 1900 wandelt sich Gera von einer Handels- und Gewerbestadt mit etwa 7.000 Einwohnern zur größten Industriestadt der thüringischen Staaten mit etwa 46.000 Einwohnern.

Zu den bekanntesten Geraer Malern dieses ereignisreichen Jahrhunderts gehören zweifellos Heinrich Fischer (1786 – 1850) und sein Sohn Theodor Fischer (1824 – 1908). Die beruflichen Laufbahnen von Vater und Sohn zeigen mehrere Parallelen. Beide studieren an der Kunstakademie in Dresden und unterrichten später am Geraer Gymnasium. Beiden ist auch – bedingt durch die klassisch-handwerkliche Kunstausbildung – eine große Genauigkeit eigen. Immer ist der Ehrgeiz spürbar, die Dinge genau so abzubilden, wie sie wirklich sind.

Die Arbeiten des Vaters strahlen biedermeierliche Gemütlichkeit aus, sie erlauben einen intimen und detaillierten Blick in Geraer Wohnstuben und Hinterhöfe. Seine kleinformatigen Pastelle zeigen Handwerker, die sich – der Mode der Zeit folgend – gern porträtieren lassen. Dagegen kommen in Theodor Fischers Werken der Unternehmergeist und die Rastlosigkeit der Reichsgründung sowie der nun folgenden Gründerjahre zum Ausdruck. Die Personen seiner zum Teil lebensgroßen Porträts strahlen Selbstbewusstsein und Geschäftigkeit aus.

Vater und Sohn beherrschen ihre Arbeitsmittel perfekt. Sie malen, was sie sehen, aber sie malen nicht alles. Beide zeigen – eingebettet in die romantischen Vorstellungen ihrer Zeit – fast ausschließlich die idyllischen Seiten ihres Universums.

Vor allem in den Werken von Theodor Fischer ist die Abneigung gegen die mit aller Gewalt hereinbrechenden wirtschaftlichen und damit auch sozialen Veränderungen zu spüren. Die Straßen und Plätze seiner Gemälde bevölkert die ganze Bandbreite des Bürgertums: Kaufleute, Regierungsräte, Doktoren, Handwerker, Polizeidiener, Postboten, Dienstmägde. Schornsteine und Arbeiter als Produkte der neumodischen Industrieanlagen finden in den Fischer-Bildern dagegen keinen Platz. In den an seinem Lebensende entstandenen Werken zieht sich Theodor Fischer endgültig aus seiner Gegenwart zurück und fertigt nur noch Gemälde, welche Geraer Szenen zwischen 1830 und 1850 zeigen – der glücklichen Zeit seiner Jugendjahre.

Die Ausstellung „Romantisches Gera“ zeigt etwa 110 Arbeiten der beiden Maler, die zu außergewöhnlichen Chronisten des 19. Jahrhunderts in Gera wurden.

 

Impressionen aus der Ausstellung