Station: [7] Umweg Prag


Wir begeben uns auf eine Zeitreise – zurück ins Jahr 1989. Tausende DDR-Bürger fliehen in den Westen – erst über Schlupflöcher im sogenannten „Eisernen Vorhang”, später über die offiziellen Grenzübergänge zwischen Ungarn und Österreich. Das westdeutsche Rote Kreuz betreut Geflüchtete, versorgt sie mit Essen und Unterkünften, stellt die sanitäre und medizinische Betreuung sicher.

Tausende versuchen auch über die westdeutsche Botschaft in Prag in die Bundesrepublik zu gelangen. Sie klettern über den hohen Zaun der Botschaft, harren Tage, manchmal sogar Wochen aus – im Gepäck die Hoffnung auf eine Ausreise in die Bundesrepublik Deutschland.

Am 30. September 1989 sind bereits rund 5000 Menschen auf dem Gelände – als Außenminister Hans-Dietrich Genscher eintrifft und vom Balkon des Palais Lobkowitz verkündet: 

„Wir sind zu Ihnen gekommen, um Ihnen mitzuteilen, dass heute ihre Ausreise...“ 

SFX: Jubelnde Menschen

Der Rest des Satzes geht in Jubel unter. 

„Sie waren euphorisch, erleichtert und voller Freude über ihre neue Freiheit, es war einmalig“, ...

… erinnert sich der langjährige Rotkreuz-Präsident Rudolf Seiters. Damals war er Kanzleramtsminister und führte die Verhandlungen mit der DDR. Er war mit Genscher nach Prag gereist.

Der erste von drei Sonderzügen verlässt Prag noch in derselben Nacht. Im oberfränkischen Hof erwarten dreihundert Rotkreuz-Helfer die Geflüchteten. Sie richten Notunterkünfte ein, der Suchdienst übernimmt die Registrierung der Neuankömmlinge und hilft bei der Familienzusammenführung. Mit der Menge an ausgegebener Suppe hätte man ein ganzes Schwimmbecken füllen können, erinnert sich eine Helferin.

„Umweg Prag“ erzählt Geschichten rund um die große Flucht aus der DDR …

... und mahnt zur Solidarität mit den Geflüchteten von heute.

Fotos: © Rotkreuz Museum