Station: [105] Anton Mormann: Mariensäule an der Paterskirche


Zwei wichtige Wiedenbrücker Künstler sind unmittelbar mit dieser Marienstatue verbunden: Georg Goldkuhle, einer der renommierten Kirchenmaler der Stadt, stiftete die Säule. Sein Kollege Anton Mormann erschuf sie.

Georg Goldkuhle entstammte einer bedeutenden Wiedenbrücker Kunsthandwerkerfamilie: Sein Vater war Bleiglaser und Cousin des Altarbauers Franz Anton Goldkuhle, dem Stammvater der Goldkuhle-Dynastie. Georg Goldkuhles ältester Sohn hatte allerdings der Familientradition entsagt, war nicht Kunsthandwerker geworden, sondern in den Franziskanerorden eingetreten, der seit 1644 in Wiedenbrück ansässig war.

Der Orden war nicht nur ein potentieller Auftraggeber für die auf sakrale Kunst spezialisierten Handwerker in der Stadt, er genoss auch eine große Beliebtheit unter der Bevölkerung. Als die Franziskaner während des Kulturkampfs die Stadt verlassen mussten, strömte das Volk herbei und „plünderte“ vermeintlich das Kloster. Tatsächlich brachten die Wiedenbrücker die Kulturschätze in Sicherheit… und trugen sie nach der Rückkehr der Franziskaner ins Kloster zurück.

Als im Dezember 1899 die Mariensäule eingeweiht wird, ist ganz Wiedenbrück auf den Beinen: von kirchlichen Würdenträgern aus Paderborn und Wiedenbrück bis zum einfachen Volk. Das hoch aufragende Marienbild mit seinem aufwändig gearbeiteten neo-gotischen Sockel trifft den Geschmack der Zeit. Anton Mormann war selbst bei Franz Anton Goldkuhle in die Lehre gegangen, hatte dann studiert und sich zu einem der erfolgreichsten Vertreter der Wiedenbrücker Schule entwickelt. 

Heute trägt eine Straße in Wiedenbrück seinen Namen und das Stadt- und Kunstmuseum Rheda-Wiedenbrück widmet sich auf zwei Etagen den Werken und Meistern der Wiedenbrücker Schule. Sie finden das Museum in der Hoetger-Gasse, gleich hinter dem Künstlerhaus an der Rietberger Straße.

Alle Abbildungen : Torsten Nienaber, © Wiedenbrücker Schule Museum