Station: [135] Franz Anton Goldkuhle: Germania


Stolz und unnahbar, ein zusammengerolltes Banner hinter sich, das sie mit der rechten Hand hält, einen Schild in der linken – so präsentiert sich „Germania“ dem Betrachter. Auf ihrem Sockel hat ein Adler seine gigantischen Flügel angewinkelt und schaut zu ihr hinauf.

Germania – die Personifikation Deutschlands – war eine der zentralen Identifikationsfiguren im Kaiserreich. Unzählige Germania-Figuren bevölkerten im ausgehenden 19. Jahrhundert die deutschen Rathäuser, öffentlichen Plätze, Universitäten, Museen, Ruhmeshallen und Nationaldenkmäler.

In Abgrenzung zur Nationalallegorie Frankreichs, der Marianne, geschaffen, zeichnete Germania sich durch grimmige Strenge und zorniges Trauern aus. Ihre Darstellung als siegreiche Kriegerin, die den Rhein vor dem Feind im Westen bewacht, war weit verbreitet.

Die Rhedaer Germania gedenkt der Toten der drei deutschen Einigungskriege zwischen 1864 und 1871: des Deutsch-Dänischen, des Preußisch-Österreichischen und des Deutsch-Französischen Kriegs. Erst nach diesen drei Kriegen gelang Bismarck die Gründung des Deutschen Reiches im Rahmen der sogenannten „Kleindeutschen Lösung“, also ohne Österreich-Ungarn.
© Wiedenbrücker Schule Museum

Geschaffen wurde das Kriegerdenkmal von Franz Anton Goldkuhle, einem der Gründerväter der Wiedenbrücker Schule. Schauen Sie auf Ihren Bildschirm: Es stand ursprünglich unweit von hier auf dem Lindenplatz, dem heutigen Doktorplatz. Nach 1945 wurde es dort abgeräumt und hier im Fasanenwald aufgestellt. An die Stelle des pompösen Heldengedenkens des Kaiserreichs ist nun eine schlichte Gedenkstätte getreten, die von einer halbhohen Mauer umgeben ist. Am Volkstrauertag wird hier der Weltkriegstoten und aller Opfer von Terror und Gewalt gedacht.

Abbildung 1: Torsten Nienaber, © Wiedenbrücker Schule Museum
Abbildung 2: © Wiedenbrücker Schule Museum