Station: [14] Wohnturm: Turmzimmer: Moritz, Amtserbbuch


Ja, hier wurde früher musiziert, gelacht und gespeist. Dieser Raum im ersten Stock des Wohnturms war ursprünglich der Festsaal der Burg Klippenstein. Seine Wände waren großflächig mit Blattranken und roten Blüten geschmückt – eine Wandbemalung aus dem 15. Jahrhundert, die heute an zwei Stellen im Raum wieder zu sehen ist.

Heute ist dieser Saal den umwälzenden Reformen gewidmet, die der Landesherr Moritz von Sachsen durchführen ließ. Auf der nachempfundenen Schrankfront hinten rechts im Raum sehen Sie das Porträt des Herrschers. Das Originalgemälde, heute in der Gemäldesammlung in Dresden, stammt von Lucas Cranach dem Jüngeren. Auch die Kostümpuppen hinten links stellen das Herrscherpaar da. Als Vorbild für die in kunstvoller Handarbeit hergestellten Figurinen diente die Abbildung aus dem Sächsischen Stammbuch – ebenfalls angefertigt von Lucas Cranach.

Moritz‘ prächtiger Mantel – die so genannte Schaube – die Kuhmaulschuhe und das Barett kennzeichnen ihn als einen ebenso mode- wie machtbewussten Herrscher. Besonders auffällig sind allerdings die geschlitzten und gepufften Ärmel seiner Frau Agnes. Sie geben den Blick auf den darunterliegenden, teuren Stoff frei.

Moritz regierte von 1541 bis zu seinem frühen Tod im Jahr 1553. In seiner kurzen Regentschaft führte er Kriege, erlangte die Kurfürstenwürde, gründete die Dresdener Staatskapelle… und setzte eine Neugliederung des Verwaltungswesens durch. Er erließ ein neues Münzrecht und neue Steuern, die sehr zu seinen Gunsten ausfielen. Hatte der Landesherr vor der Reform durchschnittliche Einnahmen von 50.000 Gulden gehabt, so stand Moritz nun das Zehnfache zur Verfügung: 500.000 Gulden!

Er schlug sich auf die Seite der Reformation, löste die Klöster auf und richtete dort Schulen ein: Denn für seine Verwaltungsreform brauchte er dringend gut ausgebildetes Personal.

Für Radeberg zog die Regentschaft von Moritz ebenfalls große Veränderungen nach sich: In den Jahren 1543 bis 1546 ließ Moritz die mittelalterliche Burg in ein Renaissanceschloss umbauen. Von hier aus begab er sich in den umliegenden, weitreichenden Wäldern auf die Jagd – das zur damaligen Zeit wichtigste Hobby der herrschenden Gesellschaftsschicht. 

Gleichzeitig richtete er hier die Verwaltung des Amtes Radeberg ein. Justiz-, Finanz- und Militärverwaltung zogen auf Schloss Klippenstein ein… und blieben hier auch für die kommenden Jahrhunderte.

Um die Höhe der halbjährlichen Abgaben festzuschreiben, ließ Moritz das Amtserbbuch verfassen – eine Art Inventar des 17 Dörfer umfassenden Amtes mit den genauen Angaben der Bauten, Gärten, Vorwerke… und natürlich auch der zu leistenden Abgaben. Sie finden ein Faksimile und die Transkriptionen des Buches in dem Pult vorne rechts. 

Schloss Klippenstein ist darin so beschrieben:

„Ein Schloss vor der Stadt Radebergk gelegen, von nauem erbauen, hat notturfftige furstliche gemach, ein dachunge wo ver wahrt, unnd ziegeln bedagk, darynnen ain langen stall, inn welchem ungefehrlichen 25 pferdde gestellt werdenn konnen.“

Im Keller des Wohnturmes, der früher der Vorratshaltung diente, können Sie heute historische Ansichten und Pläne vom Schloss aus dem 18. und 19. Jahrhundert betrachten. 

Außerdem sehen Sie in einer Ausstellungsvitrine archäologische Funde. Es handelt sich um spätbronzezeitliche Grabbeigaben aus der Umgebung. Diese Funde belegen eine frühe Besiedlung des Radeberger Landes.

Alle Abbildungen: © Museum Schloss Klippenstein