Station: [11] Konrad Jacobs (1928-2015)


Konrad Jacobs

geboren 1928 – verstorben 2015

 

Ich könnte eine Welt in mich hinein trinken, trinken, trinken...

Konrad Jacobs verfasst 183 Tagebücher. Das erste schreibt er mit 12 Jahren, die letzten Notizen kurz vor seinem Tod 2015. Banal-alltägliche Ereignisse werden ebenso erfasst wie philosophische Erörterungen, umfangreiche Beschreibungen seiner zahlreichen Reisen und seine vielen Begegnungen mit bedeutenden Zeitgenossen.

Auffällig ist bei dieser penibel geführten Lebensbeschreibung die reflektierende Darstellung, die deutlichen Abstand zu den dabei empfundenen Gefühlen erlaubt. Anfangs benutzt er für seine Aufzeichnungen Schulhefte, später Notizbücher mit Spiralheftung, die es ihm ermöglichen, die vielen Bilder, Briefe, Zitate und sonstigen Zeitdokumente einzufügen. Konrad Jacobs strebt das Ideal des Universalgelehrten an, der weit über sein Fach hinaus wissenschaftlich wie künstlerisch interessiert ist.

Er will…

„… ein bedeutender Mensch werden, der über alles mitreden kann, und zwar auf Grund fundierter Kenntnisse, auf Grund einer weitgehenden Einfühlung...“

Der Autor wächst in einer humanistisch geprägten bildungsbürgerlichen Familie in Rostock auf. Er studiert Mathematik, Physik und Philosophie in München und Hamburg; seine Lebensorte sind Göttingen und Erlangen, wo er als Professor für Mathematik bis 1993 lehrt.

Zahlreiche wissenschaftliche Veröffentlichungen und umfangreiche Reisetagebücher gehören zu seinem Lebenswerk.

Konrad Jacobs – Tagebuch 17.8. bis 30.9.1992

17.8.1992

Wiederbeginn des Tagebuchschreibens: 

Seit etlichen Jahren nur Postkarten geschrieben – nichts, das bei mir bleibt. Sehr regelmäßig an Ulla, da aber immer zuchtvoll, dies noch mehr bei Gudrun. Tagebuchkarten an Friedchen, wenn ich allein reiste. Also ein begleitendes Band von Äußerung.

Jede Äußerung ist formuliert, damit schon nicht mehr elementar wie der innere Fluß der Empfindungen, Triebe, Willensregungen, Urteile, Gedanken etc.

Nimm an, nur du selbst wirst es vielleicht einmal wiederlesen – wie willst du‘s haben? So nahe am Elementaren wie‘s geht? Oder halt-gebend zugeschliffen? Gut, ich werd´s ein bißchen schleifen, aber so offen zur Innen-Tiefe wie möglich.

Alle Abbildungen: © Gerhard Seitz, Das Deutsche Tagebucharchiv e.V.