Station: [21] Franz Schensky - Der Künstler


Ein Sturm tobt über Helgoland. Auf dem Meer hält ein Ruderboot aus Nord-West Kurs auf die Insel. Im Bug des Bootes schützt schweres Ölzeug eine kostbare Fracht: Die Großformat Kamera von Franz Schensky. Der Fotograf hat sich zusammen mit mutigen Seemännern auf das Meer hinausgewagt, um sein wohl berühmtestes Foto zu machen: Helgoland bei schwerer See, aufgenommen 1912. Im Vordergrund türmen sich kräftige Wogen, dahinter der dunkle Fels.

Franz Schensky hat die Fotografie als ein Handwerk begriffen, sein überliefertes Werk ging jedoch weit darüber hinaus. Es heißt, er hatte das Bild bereits im Kopf, bevor er das Foto machte. Der Stand der Technik setzte der damaligen Fotografie Grenzen, die Schensky zu sprengen versuchte. Trotz langer Verschlusszeiten und unhandlichem Gerät gelang es dem Perfektionisten, die dramatische Kraft der tosenden See und die Leichtigkeit der Möwe im Flug auf dem Foto zu bannen. Sein Ziel war es, das Motiv in seiner Bewegung zu erfassen, lebendig und ohne übertriebene Inszenierung. Diesem Realismus folgen auch die Porträts der Helgoländer Fischer. Die Aufnahmen der Wetter gegerbten Gesichter konzentrieren sich nur auf das Wesentliche und beeindrucken mit großer Sachlichkeit.

Als Meisterwerk gelten Schenskys Fotografien im Helgoländer Aquarium. Zum ersten Mal gelang es einem Fotografen Meerestiere unter Wasser zu fotografieren. Für eine mehrbändige Publikation zum Leben in der Nordsee experimentierte Schensky 12 Jahre um das gewünschte Ergebnis zu bekommen. Als künstliche Lichtquelle brannte er Mengen von Magnesiumpulver ab, einmal flog dabei das Dach des Aquariums in die Luft. Seine erzielten Aufnahmen belohnen die Mühen. Sie zeigen eine Unterwasserlandschaft, die die Bewegung und Anmut der Meerestiere auf nie dagewesene Art darstellen.

Im Jahr 2003 konnte das Museum Helgoland einen einmaligen Schatz bergen. 1400 original Glasnegative ruhten über Jahrzehnte unentdeckt in einem Helgoländer Keller. Schenskys Nachkommen hatten sie dort eingelagert und später vergessen. Das Museum machte es sich zur Aufgabe, diesen Schatz aufzuarbeiten, und als kulturelles Erbe zu bewahren.

Alle Abbildungen: © Nordseemuseum Museum Helgoland