Station: [11] Stube des Bauern


…25, 32, 36 und zwei im Sinn, macht sieben… nein, Unsinn… acht. Oder… Moment mal…

Miau!

Ach, verdammt, Kater! Jetzt hast du mich rausgebracht und ich muss ganz von vorne anfangen. Dabei ist es doch schon spät, ich hab den ganzen Tag geschuftet und will nun schnell ins Bett. 

Aber bevor ich nicht die Milchleistung unserer Kühe aufgeschrieben und zusammengerechnet habe, ist der Arbeitstag nicht zu Ende. Immer diese Buchhaltung! Tabellen und Zahlen und Zahlen und Tabellen! Und das alles nur, damit wir immer brav unsere Abgaben zahlen und der Kontrolleur uns nicht ans Zeug flicken kann. Als ob bei uns etwas zu holen wäre… bei unserem halben Dutzend Milchkühen.

Aber schau, Kater: Fast sieben Liter produzieren unsere Kühe pro Tag. Sieben Liter, es könnte mehr sein, aber zu wenig ist es auch nicht. Na, sie haben es ja auch gut bei uns, unsere Schecke, Sterne, Schwalbe, die Finke, Murkel und die Suse.

Jetzt bin ich aber wirklich müde. Ich mache das Gerechne einfach morgen fertig, mit freiem Kopf. Darfst es aber niemandem verraten, Kater! Bleibst du hier bei mir über Nacht? Mein Bett ist zwar nicht allzu breit, aber wenn du dich an den Füßen zusammenrollst…  Und viel mehr Platz brauchen wir ja auch nicht. Hab ja weder Frau noch Kinder, da reicht das schmale Bett hier im Arbeitszimmer. Mehr braucht es nicht.

Ja, mein Vater, der hätte sich das anders vorgestellt. Der wollte, dass der Oskar den Hof übernimmt. Aber der ist im Krieg gefallen. Und der Erwin ist auch schon tot. Linda ist eine Frau und darf nicht erben. Und verheiratet ist sie auch nicht. Richard ist Prediger geworden… Also hat mein Vater mir den Hof vererbt. Notgedrungen, was sollte er machen? Aber wenn ich alt bin, ohne Nachkommen, gehen hier die Lichter aus, das weiß auch der Alte. Aber was soll er machen? Fünf Kinder, keine Enkelkinder, da sieht die Zukunft düster aus.

Aber fürs Erste gehen wir schlafen. Nicht wahr, Kater? Der Ofen ist schon fast kalt und schon in ein paar Stunden, im Morgengrauen, geht die Arbeit weiter. 

Und die verdammte Rechnerei – die muss warten!

Fotos: © Schlesisch-Oberlausitzer Museumsverbund gGmbH