Station: [21] Waschhaus


Also, ich weiß ja nicht, was die Menschen immer für ein Aufhebens um ihre Sauberkeit machen. Waschtag, kleine Wäsche, große Wäsche, fleißige Waschfrauen und so weiter und so weiter… 

Reinlichkeit ist eine sehr wichtige Sache, das sage ich Ihnen als erfahrene Katze. Aber, wenn Sie mich fragen, genügen: eine raue Katzenzunge, viel Zeit und Muße. Zuerst suchen Sie sich einen Platz in der Sonne, dann beginnen Sie mit den Pfötchen, die müssen Sie ausgiebig schlecken, danach putzen Sie mit den sauberen Pfötchen die Schnauze und die Ohren – ganz wichtig, die Ohren! Und danach den Bauch, den Schwanz und den Rücken. Und wenn Sie fertig sind, dann fangen Sie wieder von vorne an. Ganz einfach!

Dieses Waschhaus eignet sich tatsächlich hervorragend für mein Waschritual, denn – im Keller ist die Heizung untergebracht und so ist es hier immer schön warm. Da kann man sich auf dem Boden ausstrecken und sich gaaaanz in Ruhe putzen und schlecken und schlecken und putzen…

Außer natürlich, wenn Waschtag ist. Dann ist hier die Hölle los, ein Kommen und Gehen, keine Sekunde Ruhe. Die Bäuerin, ihre Tochter Linda und die Magd seifen ein und reiben und rubbeln und bürsten und stampfen und wringen und trocknen und mangeln und ach! was weiß ich noch alles. 

Das alles muss in einer konzertierten Aktion, an einem Tag stattfinden, denn nur so lohnt sich der Aufwand… sagen die Damen jedenfalls.

Und das geht immer nach demselben Schema vor sich: Zuerst wird der Waschofen angeheizt, dann wird die Kernseife ins heiße Wasser geraspelt, die Wäsche eingeweicht. Und dann kommen die Waschbretter und ein großes Stück Kernseife zum Einsatz. Da wird gerubbelt und geschrubbelt, bis alles voller Seifenschaum ist. Zum Ausspülen stampfen die Damen ihre Wäsche im klaren Wasser, bis alle Seifenreste herausgespült sind. Dann werden die Wäschestücke aufgehängt und über Nacht trocknen gelassen. Also, unter uns gesagt: Die Mode der Damen und Herren Kliemt lässt doch noch einiges zu wünschen übrig: formlose Hemdchen, pluderige Unterhosen… Als ich seinerzeit am Hof in Paris lebte… aber lassen wir das! Jedenfalls, nach dem Trocknen muss die Wäsche noch geglättet werden. Dazu gibt es Mangeln, also ein Gerät mit zwei Rollen, zwischen die die Wäsche hindurchgedreht wird. Oder sie legen einen gusseisernen Block ins Feuer, erhitzen den und schieben ihn dann hinten ins Bügeleisen, um mit Gewicht und Hitze die Wäsche glatt zu kriegen. 

So viel Aufwand für ein Resultat, das sie auch viel einfacher haben könnten! Denn nach nicht einmal einem Monat geht das ganze Spiel wieder von vorne los! Dabei bräuchten sich die Menschen doch nur täglich zwei bis drei Stunden Muße zu gönnen, und sich ausgiebig der Fellpflege zu widmen… oder jedenfalls, der Pflege ihres künstlichen Fells, dieser „Kleidung“.

Ich für meinen Teil werde nun genau dies tun: mir nach all dieser Arbeit ein Päuschen gönnen… Ich werde mir ein schönes Plätzchen suchen… ein wenig Fellpflege… und vielleicht ein kleines Nickerchen…? Hach, Besucher herumführen, das ist am Ende doch ziemlich anstrengend. Ich darf mich daher verabschieden. Bleiben Sie ruhig noch ein wenig und genießen Sie mein bescheidenes Reich. Sie können ja vielleicht auch den Schafen einen Besuch abstatten und nach dem Rechten sehen. Ich jedenfalls ziehe mich nun zurück. Beehren Sie mich bald wieder und: Auf Wiedersehen.

Fotos: © Schlesisch-Oberlausitzer Museumsverbund gGmbH