Station: [8] Wohnküche


Miau!

Na, hast du es dir gemütlich gemacht, Katerchen? Liegst auf der Ofenbank und schnurrst… Ach, dein Leben hätt‘ ich auch gerne! Hast einen schönen, warmen Platz, lässt es dir gutgehen… ab und zu fängst du dir eine Maus und ansonsten… döst du den lieben langen Tag vor dich hin.

Stimmt doch gar nicht!

Na ja, sehr viel mehr tue ich ja eigentlich auch nicht mehr. Rück mal zur Seite. Wir teilen uns die Ofenbank. Meine alten Knochen brauchen auch ein wenig Wärme… mein ganzes Leben habe ich auf dem Hof gearbeitet, hab noch unter dem alten Kliemt gedient, Papa Adolf. Und jetzt sind auch noch der Erhard und die Linda gestorben. Und ich sitze allein hier auf dem großen Hof. Ohne Erben.

Miau!

Ja, du hast recht. Ganz allein bin ich nicht. Ich habe ja dich. Und auch unsere Küche ist noch so wie früher, als hier noch die ganze Familie und der Knecht und ich – die Magd – zusammen gegessen haben. Und – ich erinnere mich gut – der Erhard hat manchmal nach dem Essen ein kleines Nickerchen auf dem Sofa gemacht, bevor es wieder raus aufs Feld ging. Und die Linda und ich, wir haben Kohlen nachgelegt, Wäsche aufgehängt, Äpfel geschält oder die Suppe für den Abend warmgestellt.

Nur die Wiege, die brauchte bei uns niemand. Denn Kinder gab’s nicht auf dem Hof. Keiner der Kliemts hat geheiratet. Also ich… ich hätt‘ den Erhard ja schon genommen. Aber er wollte nicht. Irgend so ein Prediger in Görlitz hatte ihnen allen in den Kopf gesetzt, dass die Ehe Teufelszeug sei und man lieber alleine bleiben soll. 

Na ja, so gab’s halt keine Kinder und wir haben zu dritt den Hof bewirtschaftet, der Erhard, die Linda und ich.

Aber jetzt bin ich selbst alt und mach es wie du, Katerchen: Ich sitze am Ofen und warte, dass die Zeit vergeht. Doch was später mal aus unserem schönen Hof werden soll, wenn auch ich mal nicht mehr bin? Wer weiß?

Fotos: © Schlesisch-Oberlausitzer Museumsverbund gGmbH