Station: [7] Gute Stube


Liebes Tagebuch, ich hätte es nicht besser treffen können. In dem Ackerbürgerhäuschen, in das ich eingezogen bin, gibt es ein schönes und kuscheliges Wohnzimmer, in dem Mensch und Maus sich nur wohlfühlen können. 

Die Wände sind schön gestrichen und am oberen Ende mit einem aufgerollten Muster verziert.

In der Mitte steht der Esstisch und an der Wand ein herrlich weiches Samtsofa. Es gibt eine Kommode voll mit duftender Wäsche, in der man nach Herzenslust herumwuseln kann. Und ich habe einen Freund gefunden: einen dicken, behäbigen Bären mit großem Kopf.

Hallo, du bist neu hier.

Oh! Hallo. Entschuldigung. Ja.

Brauchst dich nicht zu entschuldigen. Wir freuen uns über Gesellschaft. Nicht wahr, Pferd?

Siehst du. Außerdem haben wir dich schon unten im Erdgeschoss herumflitzen hören. Hier oben passiert ja nicht viel.

Aber hier ist es schön gemütlich.

Gemütlich und eng. Denn wenn so eine drei- bis vierköpfige Familie hier wohnen würde…

Eine drei- bis vierköpfige Familie?

Ja, ein oder zwei Kinder, die hier in der Guten Stube schlafen, und die Eltern nebenan. Das wäre ganz schön eng, würde aber gehen. Alle Mahlzeiten gibt es hier in der Guten Stube. Und während die Kinder Hausaufgaben machen, sitzt die Mutter an der Nähmaschine oder sie stopft Socken oder stickt… bis der Vater von der Arbeit oder vom Feld zurückkommt, die Füße hochlegt und sich eine Zigarre anzündet. So könnte es hier aussehen. Aber leider wohnt hier ja niemand.

Aber wir wohnen doch hier: du und ich und das Pferdchen. Und wir können es uns hier schönmachen.

Aber wenn man vom Teufel spricht… liebes Tagebuch! Dann ist nämlich etwas ganz Schlimmes passiert:

Hallo? Ist hier jemand? Hallo? [kurze Pause] Das kann doch nicht sein. Ich habe doch Stimmen gehört! Fiepsen und Wiehern… Na sowas! Mal drüben in der Küche schauen…

Puh, da hast du nochmal Glück gehabt. Das war der Mann vom Förderverein. Der ist eigentlich ganz nett. Aber trotzdem: Er darf dich hier nicht sehen!

Oh jemine! Da hast du recht. Dann muss ich mir gleich ein gutes Versteck suchen.

Unter dem Sofa ist Platz. Oder hinter der Bauerntruhe, dort drüben an der Tür. Die Truhe ist besonders schön bemalt. Und da schaut ganz bestimmt niemand nach. Am besten, du versteckst dich, bevor er wiederkommt.

Fotos: © Schlesisch-Oberlausitzer Museumsverbund gGmbH