Station: [4] Die spannende Geschichte des Ritters von Rodenstein - Teil 2
Dort lag sie dann in ihrem Bett, still und bewegungslos. Am dritten Tag aber öffnete sie ihre Augen wieder, richtete mühsam ihre schmerzenden Glieder auf und schaute sich um. Was war geschehen? Wo war Hans? Da erinnerte sie sich daran, was sich zugetragen hatte, und wurde sehr zornig. Sie stand auf, legte einen weißen Umhang an und humpelte, schwerfällig vor Schmerz, hinüber ins Schlafgemach des Junker Hans. Dieser wusste nicht, wie ihm geschah! War das Maria? War sie denn nicht tot? Maria aber sprach: „Hans, du garstiger Ehemann. Du hast mich von dir gestoßen, als ich dich aus Liebe vor einer Todesgefahr retten wollte. Du hast damit gezeigt, dass dir deine Ehre und deine Lust zu kämpfen wichtiger sind als deine Familie. Dafür musst du büßen: Von nun an wirst du nicht mehr auf Burg Rodenstein wohnen, sondern auf der Nachbarburg Schnellerts. Dort wirst du dich dem Geisterheer anschließen. Mit diesem Heer sollst du umherziehen, aber nicht um zu kämpfen, was dir immer so viel Freude bereitet hat. Nein, du sollst den Menschen ankündigen, wann Krieg bevorsteht und wann wieder Frieden einzieht!“
So verließ Hans Burg Rodenstein und zog zur Burg Schnellerts. Lange Zeit fand Hans es lustig, mit Geistern herumzuziehen, dabei viel Lärm zu machen und Leute zu erschrecken. Dann aber lernte er, dass es den Leuten im Rodensteiner Land half, von bevorstehenden Kriegen zu hören, denn dann konnten sie sich in den Bergen verstecken. Ebenso war es für sie hilfreich, das Kriegsende zu kennen, denn dann konnten sie sich darauf vorbereiten, in ihre Dörfer zurückzukehren. Oft ging er in Verkleidung in die Dörfer, um zu verstehen, was die Menschen bedrückte, und wie man ihnen helfen könne. Als Maria davon erfuhr, freute sie sich sehr, dass sich ihr Hans in einen solch mitfühlenden, friedliebenden Ritter verwandelt hatte, und sie erlaubte ihm, wieder auf den Rodenstein zurückzukehren. Und dort lebten sie glücklich und zufrieden bis an ihr Lebensende.
Text: Claus Fittschen, © Rodensteinmuseum
Abbildung: © Albert Völkl, Trendelburg, mit freundlicher Erlaubnis