Station: [3] Frauen-Import in Vanikoro


Objekt: Federgeld, Santa Cruz Inseln, um 1950

Santa Cruz Inseln, 19. Jahrhundert

Mein Mann nimmt sich eine Konkubine. 15 Rollen Federgeld zahlt er für sie. Das ist gerecht. Sie stammt aus dem Westen, und dort können sie fischen und paddeln und sogar auf Bäume klettern, um Früchte zu ernten. Dafür muss man mehr geben. Und sie wird ja keine Ehefrau, sondern nur eine Konkubine. Auch das zählt. 15 Rollen sind in Ordnung. Ich bin alt und kann nicht mehr viel arbeiten. Sie wird mir helfen. Wir haben aber keine 15 Rollen Federgeld, selbst wenn unser Sippe hilft. Vier Rollen haben wir selbst. Sechs können wir uns von verschiedenen Verwandten leihen. Das ist bei uns so üblich, dass wir uns gegenseitig die Rollen Federgeld leihen, die wir selbst gerade nicht brauchen. Aber trotzdem, eine Rolle fehlt. Und für die müssen wir viele Schweine eintauschen. Wir können das Federgeld nämlich nicht selbst anfertigen. Das können nur die, denen die Geister die Gabe geschenkt haben. Deshalb fordern sie so viele Schweine für ihre Arbeit. Sie müssen Hunderte von Vögeln fangen. Ihr nennt sie Kardinalhonigfresser. Sie haben diese schöne rote Farbe. 50.000 bis 60.000 Federchen braucht es für eine Rolle. Jedem gefangenen Vogel wird eine Hand voll ausgerissen. Danach darf er wegfliegen. Ein anderer Spezialist klebt aus den Federn der Taube viereckige Plättchen. Er verziert sie mit einem kleinen Saum aus roten Federn. Insgesamt braucht es 1.500 bis 1.800 solche Plättchen. Dann kommt der Rollenbinder. Er macht aus den Plättchen das Federgeld. Insgesamt sind das 700 Stunden Arbeit! Wir müssen viele Schweine geben, um diese Arbeit zu vergelten. Aber dafür kommt eine junge Frau in unser Haus, die mir und meinem Mann das Leben leichter machen wird. Katrien Costermans, Federgeld.

Thomas Lautz, Federgeld und Muschelketten, Traditionelle Zahlungsmittel aus Melanesien. Das Fenster, 142 (1992) https://www.nbbmuseum.be/de/2010/10/feathermoney.htm