Station: [10] Eugène Boudin: „Fischerfrauen am Strand von Berck“ (n. d.)


Der französische Künstler Eugène Boudin ist für seine reizvollen Darstellungen von Hafen- und Küstenszenen bekannt. Neben zahlreichen Gemälden hat er auch viele Zeichnungen hinterlassen: In Ihnen hielt er Situationen fest, die er gesehen hat. Für seine Ölbilder konnte er sie dann oft nutzen. Im Sommer 1882 besuchte Boudin das Fischerdorf Berc-sur-Mer in Nordfrankreich. Hier entstand wahrscheinlich die vorliegende Studie direkt am Strand. Wir können uns vorstellen, wie der Künstler diesen flüchtigen Moment in sein Skizzenblock zeichnet. *Zeichengeräusche auf Blatt, Möwengeschrei im Hintergrund* Wir sehen vier Fischerfrauen, die blaue Röcke und große weiße Hauben tragen. Alle stehen im Halbkreis um ein kleines Mädchen. Eine der Frauen beugt sich gerade zu dem Kind herunter, als wollte sie ihm etwas aus der Hand nehmen. Die Frau ganz rechts kniet in der Hocke – man entdeckt sie erst auf den zweiten Blick. Weiter hinten hantieren zwei Männer in dunkler Fischerkleidung an ihrem Boot. Boudin benutzte für dieses Blatt Kreide- und Aquarellfarben und zeichnete die Umrisse teilweise mit Bleistift vor. Schauen Sie sich zum Beispiel einmal den Oberkörper der Frau ganz links an, dort erkennt man die Bleistiftstriche sehr gut. Die Frau mit dem Kind wiederum setzt sich nur aus der Vorzeichnungen und einigen wenigen Farbstrichen zusammen – und trotzdem erhalten wir ein ziemlich klares Bild von der Situation. Die feine Aquarellfarbe und die raue Kreide vermitteln einen vielschichtigen und lebendigen Eindruck. Häufig gibt Boudin der Darstellung noch einen roten Akzent bei, hier ist das jedoch nicht der Fall: Mit Blick auf die eingesetzten Blau-, Grau- und Brauntöne bleibt das Blatt farblich ganz zurückhaltend.