Station: [4] Christian Krohg: „Auf der Brücke“ (ca. 1905)


Ein bärtiger Fischer in Ölzeug und Südwester steht auf der Brücke seines Bootes. Er lehnt sich gegen die Schräglage des Schiffes, welches bedrohlich zwischen grauen Wellenbergen schwankt. Durch sein Fernglas nimmt er uns direkt ins Visier. Wir, die Betrachter des Bildes, sind nur wenige Meter von ihm entfernt und wurden entdeckt! Indem wir seinen Blick erwidern, zieht uns der Fischer unmittelbar in das Bildgeschehen hinein. Um uns herum ist alles in Bewegung; inmitten der tobenden Fluten, rauscht das Boot diagonal unter uns hinweg – Meereswasser überspült das Deck und windige Böen peitschen uns ins Gesicht. Im Jahre 1879 reiste der norwegische Künstler Christian Krohg zum ersten Mal nach Skagen. Er war nicht der einzige Maler, den das abgeschiedene, dänische Fischerdorf anzog. Auf der Suche nach neuen Motiven verschlug es viele Künstler dorthin. Jene, die sich dort dauerhaft niederließen oder den Ort – wie Krohg – regelmäßig besuchten, schlossen sich zu einer Künstlerkolonie zusammen. Viele Vertreter dieser Gruppe erkundeten in ihren Werken das Licht und die Landschaft Skagens. Krohg hingegen thematisierte in seinen Bildwelten vornehmlich das gefährliche Arbeitsleben der Fischer. Aus dieser Schaffensperiode stammt auch sein Gemälde „Auf der Brücke“: Es ist eine kraftvolle Hommage an das von Wind und Wellen bestimmte Leben der Skagenfischer.