Station: [9] Eugène Boudin: „Ebbe am Strand von Scheveningen“ (1875)


Das Bild Ebbe am Strand von Scheveningen des französischen Malers Eugène Boudin entstand 1875 nach einer seiner zahlreichen Reisen an die niederländische Küste. Es gibt den Blick auf einen von Dünen gesäumten Strandabschnitt frei, der nur noch einen schmalen Streifen des türkis schimmernden Meeres freilässt. Einige Fischer bessern ihre Boote aus und flicken Netze. Von dem rechts zwischen die Dünen gebetteten Lokal beobachten Ausflügler das Treiben. Dies sind erste Anzeichen eines später florierenden Tourismus an der niederländischen Küste. Auf einem Weg kommt eine einheimische Frau mit ihrem Kind dem Betrachter entgegen. Einzelne Bilddetails, wie die Takelage und die Fischernetze, sind mit flüchtigen Pinselstrichen gemalt. Breiten Raum nimmt der Himmel ein, an dem dunkle Wolken aufziehen. Die locker im Wind wehenden Fahnen der Boote machen eine den Wetterumschwung begleitende Brise sichtbar. Durch die Konzentration auf die atmosphärische Himmelsdarstellung, die dem Künstler den Titel „König der Himmel“ einbrachte, und nicht zuletzt aufgrund der lockeren Pinselführung, zeigt sich Eugène Boudin als ein Wegbereiter des Impressionismus. Seine Erfahrung, unter freiem Himmel direkt vor dem Motiv zu arbeiten, gab er an Claude Monet weiter, dem er erstmals 1858 an der normannischen Küste begegnete.