Station: [11] Hexenverfolgung


M: In diesem Raum begegnen Sie einem besonders dunklen Kapitel der Siegburger Stadtgeschichte – den Hexenprozessen. Die Installation erinnert daran. Die Frau steht auf einer Bodentafel mit den eingravierten Namen und dem Todesdatum von 33 Frauen und vier Männern, die in Siegburg zwischen 1636 und 1638 als Hexe oder Hexer verurteilt und hingerichtet wurden.

F: Siegburg befindet sich mitten in den Wirren des 30-jährigen Krieges. Zwischen 1618 und 1648 wird die Stadt mehrfach belagert und von verschiedenen Kriegsparteien erobert. Die Versorgungslage ist schlecht, die Menschen sind ohne Perspektive auf ein besseres Leben.

Unsichere Zeiten und Krisen sind der ideale Nährboden für Aberglauben. Auch in Siegburg wurde für alles Unheil – Krieg, Missernten, Krankheiten – eine angebliche „Hexensekte“ verantwortlich gemacht.

M: 1636 wird Kunigunde Meurer von ihrem Nachbarn beschuldigt, ihn mit einer schweren Krankheit verhext zu haben. Dem vorausgegangen war ein Streit um einen Laib Brot.

Bis dahin wurden Anzeigen wegen Hexerei vom Siegburger Gericht abgewiesen. Weil jedoch der oberste Gerichtsherr, Abt Bertram von Bellinghausen, nicht in der Stadt weilt, läutet Bürgermeister Wilhelm Kortenbach die blutige Schreckenszeit ein. Der aus Köln herbeigerufene Hexenkommissar Buirmann wird sein Handlanger.

F: Bürgermeister Kortenbach tagt mit dem Gerichtsschreiber und den Mitgliedern des Schöffengerichts im Rathaus. Die Verdächtigen verhören sie unter Folter hier in diesen Kellerräumen. Unter Schmerzen geben sie Namen ihrer Verwandten, Nachbarn und Freunde preis, die sie bei einem angeblichen „Hexentanz“ gesehen haben wollen.

M: Verurteilte werden erdrosselt und dann auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Kunigunde Meurer ist die erste von mindestens 37 Opfern.

F: Fragen Sie sich, warum die Installation eine Frau zeigt, die eine unserer Museumsbesucherinnen sein könnte?

M: Wir wollen zeigen, dass es ganz normale Frauen waren, die verurteilt wurden – und keine auf Besen reitenden Dämoninnen.

 

Foto: © Dagmar Trüpschuch