Station: [4] Begegnung der Kulturen und Religionen


Oh, schau mal, die beiden da. Die sich gegenübersitzen. Ganz gerade sitzen die und schauen sich direkt ins Gesicht. Der Mann hat einen Hut auf und einen Stock in der Hand und die Frau hält ein Buch. Was die sich wohl zu erzählen haben?

Mein lieber Mann. Schau, das ist meine Bibel. Das Buch, in dem alles aufgeschrieben ist, was für meinen Glauben wichtig ist: von der Entstehung der Welt über den Bund, den Gott mit den Menschen schloss bis hin zu Jesus, der auf der Erde lebte und für die Menschen am Kreuz gestorben ist.

Aber du weißt doch, dass das nicht mein Glaube ist und diese Geschichten von Jesus und seinen Jüngern mich nicht interessieren. Jesus ist für mich ein kleiner Prophet von vielen. Aber der wichtigste Prophet ist Mohammad und mein Gott heißt nicht Gott sondern Allah.

Aber wir sind doch nun einmal verheiratet, ich als Christin, du als Muslim. Da müssen wir einfach die Religion des anderen kennen und respektieren. Und denk doch mal: So weit sind wir doch gar nicht voneinander entfernt. Unser Gott ist derselbe, ob er nun Gott oder Allah heißt. Du und ich – wir sind beide überzeugt, dass es nur einen Gott gibt, der Himmel und Erde, die Tiere, Pflanzen und die Menschen erschaffen hat.

Aber ja, Gott erschafft, was er will. Er hat zu allem die Macht. So steht es auch in unserem heiligen Buch, dem Koran.

Siehst du, und bei uns, in der Bibel, heißt es: „Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde. Und die Erde war wüst und leer, und Finsternis lag auf der Tiefe; und der Geist Gottes schwebte über dem Wasser.“

Das sind die allerersten Worte dieses dicken Buches, das ich auf dem Schoß habe.

Gar nicht so anders als das, was ich aus dem Koran kenne. 

Ja, und es geht auch ähnlich weiter. Adam und Eva…

…die von Iblis, dem Feind der Menschheit, verführt wurden….

Noah und seine Arche…

… du meinst Nuh…

… Nuh oder Noah. Das ist dieselbe Person. Und bis zum Stammvater Abraham…

… der Prophet Ibrahim, der seinen Sohn Ismael verstieß…

Bis zu den Stammvätern sind dein und mein Glaube gar nicht so unterschiedlich. 

Deswegen heißen die drei großen Weltreligionen Judentum, Christentum und Islam auch die drei abrahamitischen Religionen. Weil alle drei sich auf den gemeinsamen Stammvater Abraham berufen.

Na gut. Du hast mich überzeugt. So weit sind wir gar nicht voneinander entfernt.

… was man ja auch an uns beiden sieht. Denn obwohl du dich Muslim nennst und ich mich Christin, führen wir doch eine harmonische Ehe in gegenseitigem Respekt.

So ist es, meine Liebe. Trotz deiner Geschichten von diesem… Jesus.

Na, dann wäre die Sache doch geklärt mit den Christen und den Muslimen. Und wir beide, wir gehen jetzt mal weiter. Denn hier gleich rechts, in den Kästen mit den grauen Abdeckungen, da verbergen sich ganz besondere Exemplare der Bibel. Im zweiten Kasten mit der Überschrift „unglaublich“… da erfährst du wirklich etwas Unglaubliches. Bis gleich!

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Gen 1,1-2, zitiert nach Lutherübersetzung 2017.

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