Station: [13] Hanfzellulose und Papier


Wie? Hier steht, Martin Luther, der Kirchenreformator, schrieb seine Bibelübersetzung auf Hanfpapier?

Ja, und scheinbar, ohne es wirklich zu wissen. Bis zu der Zeit, als Zellulose aus Holz gewonnen werden konnte, wurde Papier aus alten Kleidungsstücken hergestellt. Der „Hadern-Lump“, wie der Altkleidersammler genannt wurde, kaufte abgetragene Kleidung und brachte sie säckeweise zur Kleidermühle. Wie schon erwähnt, war Hanf während des gesamten Mittelalters eine der wichtigsten Textilfasern. Entsprechend bestand die Kleidung oft aus Hanfstoffen und diese wurden in der Papiermühle solange geschreddert und gemahlen, bis nur noch Zellulosebrei übrig blieb. Diese Zellulose wurde dann mit frischem Wasser aufgeschwämmt und mit Sieben abgeschöpft. Die verfilzte Zellulose, die auf dem Sieb verblieb, musste nur noch getrocknet werden, und schon hat man ein fertiges Blatt Hanfpapier.

Zellulose werden winzig kleine Pflanzenfasern genannt, die jeder Pflanze ihre Stabilität verleihen. Mehrjährige, besonders stabile Pflanzen sind sehr zellulosereich, während einjährige Gräser und Blümchen eher zellulosearm sind. Obwohl Hanf zu den einjährigen Pflanzen zählt, ist er sehr zellulosereich.

Heute, mit modernen Aufschlussanlagen, wird die Hanf-Zellulose nicht mehr über den Umweg der Kleidung gewonnen, sondern direkt aus den Fasern und Schäben der Hanfpflanze. Auch wird Zellulose nicht mehr nur für Papier benötigt, allein die Verpackungsindustrie nutzt mehr und mehr Zelluloseprodukte.

Bis heute wird die meiste Zellulose aus Holz gewonnen. Dabei könnte weniger Wald gerodet werden, wenn mehr Hanf zur Papierherstellung genutzt würde: 

„Rettet die Wälder – Hanf auf die Felder!“

Da ist etwas Wahres dran. Vor allem, wenn Hanf vollständig genutzt wird, als Faser- und Zellstoff-Lieferant, als Samen- und Ölproduzent, als Genuss- und Heilmittel.

Alle Abbildungen: © Hanf Museum