Station: [8] Aussteuertruhe, Näherin


Mau, Mau, so weich und kuschelig, da weiß ich gar nicht, wo ich es mir als erstes gemütlich machen soll, Mau. Bettwäsche, Handtücher, Hemdchen, Unterhosen und alles handgewebt, reines Leinen. So eine stattliche Aussteuer, und ich mittendrin, mau. 

Na, potzblitz, was ist denn das? Mach, dass du fort kommst! Die schöne Wäsche. Mit deinen Krallen machst du noch Ziehfäden in die Stickereien. 

Unverschämtheit, mau, mich so zu stören, an meinem Lieblingsplatz, wer sind sie überhaupt? 

Wie, du kennst mich nicht? Ich bin doch immer hier und nähe die  Aussteuerware. Also bitteschön, ich bin Anna, Weißnäherinnen und Stickerinnen aus Steinhude. 

Weißnäherin - aha, Mau, und soll mir das was sagen?

Na sag mal. Was glaubst Du denn, wer aus dem feinen Steinhuder Leinen die Aussteuer anfertigt? Ohne mich und meine Kolleginnen müssten die jungen Damen aus feinem Hause ja selbst Hand bzw. Nadel anlegen. Und für uns Frauen und unsere Familien ist das ein Zuverdienst in Heimarbeit. Schließlich müssen wir ja auch noch nebenbei die Familie versorgen. Und sogar das Fürstenhaus zu Schaumburg-Lippe gehört zu unseren Kunden.   

Mau, beachtlich!

Ja, das Nähen und Sticken hat mir meine Großmutter schon als Kind beigebracht. Heute lernen die jungen Mädchen das im Handarbeitsunterricht in der hiesigen Volksschule. Aber so eine richtige Schule, zur Ausbildung von Stickerinnen, damit auch die Frauen später mal ihren eigenen Beruf haben, davon träumen wir noch hier in Steinhude. Aber glaub mir Katerchen, irgendwann kommt auch das.

Mau, wovor redet diese Frau? So ein Unsinn.

Na Kater was guckst Du mich so ungläubig an? Glaub mir, die jungen Mädchen, die sollen es mal besser haben als ihre Mütter und Großmütter. 

Heutzutage ist es wichtig, dass auch Frauen ihr eigenes Geld verdienen können und nicht nur vom Mann abhängig sind. 

So, jetzt muss ich aber weitermachen und du mach dich an die Mäuse. Nur wo habe ich denn schon wieder meine Brille hingelegt? Ohne meine grünen Gläser kann ich das weiße Fädchen kaum vom Stoff unterscheiden. 

Mau, ich glaube ich habe schlecht geträumt, Frauen mit einem eigenen Beruf, das ist doch alles Zukunftsmusik. Mit meinem Schläfchen wird das nichts mehr, da gehe ich mir mal besser im Hof die Pfoten vertreten. Und wenn Du die Brille nicht findest, ein kleiner Tipp, schau doch mal nebenan in dem weißen Wandregal nach.

Foto: © Fischer- und Webermuseum