Station: [10] Für den unbesiegten Gott – Das Riegeler Mithräum


Vor uns steht ein Altarstein. Er ist dem „unbesiegten Gott“ geweiht, dem DEO INVICTO. Dahinter verbirgt sich ein Gott namens Mithras. 

Eben jenem wurde um das Jahr 180 nach Christus in Riegel ein Heiligtum erbaut. Der Mithras-Kult war zu jener Zeit im römischen Imperium enorm populär. Seine Ursprünge hatte er im Osten des Reiches und er unterschied sich fundamental von dem althergebrachten Glauben der Römer: Denn der Mithras-Kult versprach eine wirkliche Erlösung der Seele im Jenseits. Vor allem Soldaten, niedere staatliche Angestellte, Sklaven im staatlichen Dienst sowie Freigelassene gehörten diesem Kult an.

Der Altarstein wurde 1932 durch Zufall entdeckt – beim Fällen eines Baumes auf dem Gelände des Kinderheims. Der herbeigerufene Pfarrer, des Lateins mächtig, erkannte an der Inschrift, dass es sich um ein Relikt des Mithras-Kults handeln musste. In den 1970er-Jahren wurde die Anlage schließlich komplett freigelegt. Die Kultanlage hat die typisch rechteckige Form, sie war halb unterirdisch angelegt und sollte die Wirkung einer Grotte haben. An der Vorderseite standen der Altarstein sowie ein Kultbild des orientalischen Sonnengottes.  

Das Mithräum enthielt noch das vollständige Inventar an Kultgeräten. Dazu gehört unter anderem ein Kultschwert, das hier in der Vitrine hängt. Es diente wohl als Requisite bei szenischen Aufführungen. Denkbar ist, dass damit die Stier-Tötung nachgestellt wurde. Daneben fand man Becher, Krüge, Teller und Schüsseln, die beim Opfermahl zum Einsatz kamen, sowie Öllämpchen und Räucherkelche. Ein Großteil der Funde befindet sich im Museum für Ur- und Frühgeschichte in Freiburg sowie im Badischen Landesmuseum in Karlsruhe.

Die Mithras-Gemeinde im antiken Riegel war wohl recht überschaubar. Nur etwa 24 Personen finden auf den Sitzpodien des kleinen Tempels Platz. Allesamt nur Männer! Frauen durften am Mithras-Kult nicht teilhaben. Nach außen hin war die Gemeinde streng abgeschottet, ähnlich einem Geheimbund. Nach innen war sie streng hierarchisch organisiert. 

Das einzige bekannte Mitglied dieses Kultes ist „ Victor, der Sklave des kaiserlichen Verwalters Abascantus“. Woher wir ihn kennen? Er ist der Stifter des Altarsteins. Victor  musste in der Kultgemeinschaft eine wichtige Rolle gespielt haben, womöglich war er sogar der Gründer. 

© Archäologisches Museum Riegel