Station: [19] Kelsch: schöne Leinenstoffe


F: Wenn du saubere Finger hast, kannst du ja mal ganz leicht über all die schönen Stoffe streichen. Merkst du, wie glatt und kühl sie sich anfühlen?
Sie wurden aus dem ausgerissenen, gerötzten, gestampften, geknitschten, geknätschten, gehechelten, gesponnenen und gefärbten Hanf gewebt – ein ganz schön langer Weg, bis so ein schöner Stoff dabei herauskommt!

M: Vielleicht waren die Menschen im Ried auch deswegen besonders stolz auf ihre Stoffe, weil sie sie zu großen Teilen selbst gemacht hatten. Denn jetzt stell dir vor: Früher haben die Kinder – zum Beispiel zu ihrer Konfirmation – solche Stoffe geschenkt bekommen. Einfach so! Ein paar Meter Stoff. Hier bitteschön und herzlichen Glückwunsch!

F: Aber die Kinder haben sich wirklich darüber gefreut, denn der Kelsch – so heißt dieser Stoff – der gehörte einfach dazu. Jeder hatte den. Und wenn die Kinder dann größer wurden und heirateten, dann wurden aus all diesen Stoffen Hemden und Hosen und Tischtücher und Bettlaken genäht. 

M: Hast du den Kleiderschrank dort in der Ecke gesehen? So einen voll gefüllten Kleiderschrank, den wünschten sich alle hier im Ried. Denn dann ging es einem gut. Man hatte ein warmes, weiches Bett und immer genug zum Anziehen. Denn die Kleidungsstücke, die aus dem Hanf gemacht worden waren, die konnte man immer und immer wieder tragen, die haben sich kaum abgenutzt. So hatte man sie fast ein Leben lang! Toll, was?

 

 

Alle Fotos: © Heimatmuseum Neuried