Station: [9] Farbengang


Junge: Mensch, sind das viele Gruben, eins, zwei, drei, vier, sechs, ... acht..

Francke: Insgesamt haben wir 44 Arbeitsgruben in zwei Höfen.

Junge: Und wo soll ich jetzt das Leder rein tun? 

Francke: Das sind immer noch Häute oder Blößen, zum Leder werden sie erst durch die Gerbung. Und das geschieht bei der Grubengerbung ganz behutsam, sonst gehen die Häute kaputt, die sind nämlich empfindlicher als du denkst.

Darum kommen die ganzen Hälften zuerst hier in den Farbengang. Eine Woche in die erste Grube, dann eine Woche in die zweite Grube und zum Schluss für eine Woche in die hinterste dritte Grube. Und so werden die Blößen ganz sachte angegerbt. Denn in jeder Grube ist eine Lösung aus Fichtenlohe und Wasser, und die wird immer stärker, das siehst du hier schön in den Gläsern. 

Da wird die Flüssigkeit ja auch immer dunkler, je dunkler, desto stärker ist die Lösung. Die Häute müssen schön sauber über die Leisten gelegt werden, wie auf dem Bild. 

Junge: Und warum so kompliziert, wieso kann ich die Häute nicht gleich in die letzte Grube hängen?

Francke: Ich sag doch, so eine Kuhhaut ist sensibel und die Fasern müssen sich langsam öffnen, damit später der Gerbstoff von außen nach innen eindringen kann. Ansonsten hast du eine perfekte Oberfläche, aber das Innere des Leders ist noch roh, und fault vor sich hin. Das nennen wir Totgerbung. Das siehst du bei dem Leder hier: der helle Streifen in der Mitte ist nicht gegerbt. Das ist zu nichts zu gebrauchen, das kannst du wegwerfen. 

Junge: Ok, drei Wochen im Farbengang und dann, was kommt dann? 

Francke: Nach den drei Wochen haben die Häute eine leichte Anfärbung und Angerbung. Ab jetzt sprechen wir Gerber von Leder. 

Junge: Verstehe, und was ist mit den anderen Gruben?

Francke: Na in denen wird das Leder dann die nächsten 12 Monate gegerbt. Komm, nimm dir den Korb Lohe, und dann setzen wir eine Arbeitsgrube an. 


Fotos:  © Martina Bosse