Station: [13] Günther Uecker


Richten Sie Ihren Blick nach oben, an die Museumsfassade, um das Werk des Kaiserringträgers Günther Uecker zu entdecken. Ein mächtiger Nagel ragt aus der Stirnseite des Ausstellungshauses. Er ist Teil der Installation Gefährdung und Schutz, die Günther Uecker 1983 im Mönchehaus zur Kaiserring-Verleihung gezeigt hat.

Das Kunstwerk setzte sich in mehreren Stationen im Inneren des Museums fort. Heute ist noch die Installation im Gewölbekeller erhalten und gelegentlich für Museumsbesucher zugänglich.

An der Außenseite des Mönchehaus Museums in der Jakobistrasse hat Uecker in einem Gefache hoch oben ein großes Schild aus Blei angebracht. Das Schild ist mit Nägeln übersäht, die wie Pfeile von allen Seiten versuchen, das Blei zu durchdringen.

Die Arbeit trägt den Titel Goslarer Schutzschild. Uecker hat sie 1989 für die Museumssammlung gefertigt.

Der Nagel ist das vorherrschende Element in Günther Ueckers gesamten Werk.

Als junger Künstler schließt sich Uecker Anfang der 1960er Jahre der Künstlergruppe Zero an. Zero vollzieht den Bruch mit der Nachkriegskunst und fordert den radikalen Neustart, in dem die Künstler den Blick auf die Gegenwart, anstelle der Vergangenheit richten.

Damals überzog der Nagel in Ueckers Werk hundertfach Leinwände und Gegenstände. Er bricht das Licht, formiert sich im Schwarm und verwandelt Alltagsgegenstände zu Fetischen oder fremdartigen Objekten.

Später wandelt sich der Nagel vom ästhetischen Medium hin zu einem politischen Medium. Seit den 1980er Jahren reagiert Günther Uecker verstärkt auf die Geschichte, auf die eigenen Traumata der Kriegsgeneration und auf das Zeitgeschehen. Der Nagel wird zum existentiellen Bild der "Verletzung des Menschen durch den Menschen". Er zeigt den Widerspruch im Wesen der Dinge und der Geschichte. Der Nagel hat zwei Seiten, die Spitze und den Kopf. Er hält zusammen, verbindet und bietet Schutz, doch zugleich dringt er ein und zerstört.

 

Foto 1: © Mönchehaus Museum Goslar

Foto 2: © Sascha Engel, Goslar

Foto 3: © Bernhard Heinze

Foto 4: © Inge Langner