Station: [22] Carl Ludwig Wunderlich


„Als ein Mann in den besten Jahren brachte ich es in Spedition und Waarenhandlung zu einem Etablissement, wobey ich mit Gottes fernerem Segen mein und der Meinigen Wohlstand auch für die Zukunft […] gesichert glaube“

So beschreibt Carl Ludwig Wunderlich sich und seine Situation im Jahr 1803, drei Jahre nachdem er sein prächtiges Stadtpalais vollendet hat. Unmittelbar vor den Toren der aufstrebenden Stadt hatte er sich seine großbürgerliche Residenz bauen lassen, die – ganz in der Tradition der alten Gutshöfe – Wohnen und Arbeiten an einem Ort verbindet.

Carl Ludwig Wunderlichs Vater war Lehrer gewesen, seine Mutter entstammte der alteingesessenen Lahrer Familie Schnitzler. Er selbst wählt als erster in der Familie den Kaufmannsberuf. Er nennt sich „Spediteur und Kolonialwarenhändler“ und wird schnell reich.

Die politischen Umstände sind günstig: Durch die Unruhen in der Folge der Französischen Revolution verlagert sich der Handel von der linksrheinischen auf die rechtsrheinische Seite. Oberbaden und Lahr im Allgemeinen, Wunderlich im Besondern profitieren von dieser Verschiebung.

Wunderlich wird Vorsitzender der Handelszunft und einer der Bürgermeister von Lahr. In dieser Eigenschaft vertritt er die Interessen der 4.000-Seelen-Stadt auch beim Markgrafen von Baden. 

Sein Aufstieg verläuft rasant: Schon wenige Jahre nach Einzug in sein Palais verlässt er dieses wieder. 1804 pachtet er die Klosteranlage von Ettenheimmünster, die kurz zuvor säkularisiert worden ist.

Er will dort Zichorien anbauen, Bleimunition herstellen, Viehzucht und Weinanbau sowie zwei Sägemühlen betreiben. Er eifert dem erfolgreichen Kaufmann Christian Trampler nach und erwirkt beim Markgrafen das Recht, seine Produkte mit dem fürstlichen Wappen zu versehen.

Doch die Zölle sind hoch, die Konkurrenz groß. Die von Napoleon verfügte Kontinentalsperre erschwert den überseeischen Handel, die Unruhen auf der rechtsrheinischen Seite legen sich.

Wunderlich hat sich verkalkuliert. Im Jahr 1811 meldet er Konkurs an und zieht zurück zu seiner Mutter. Mit nicht einmal 60 Jahren stirbt er völlig verarmt im Jahr 1813.

Alle Abbildungen: © Palais Wunderlich