Station: [5] Lobby


Das Kaminfeuer knistert, der Kaffee duftet – in der Lobby ist heutzutage ausruhen und genießen angesagt.

Zu Wunderlichs Zeiten war es hier deutlich weniger gemütlich. Das gesamte Erdgeschoss seines Hauses wurde als Lagerraum genutzt. Die hohen Decken erlaubten sogar, einen Zwischenboden einzuziehen und die Handelsgüter auf zwei Ebenen zu lagern.

Der Raum war von zwei Seiten zugänglich: Eine breite Tür erschloss ihn von der Durchfahrt. An der Wand gegenüber – dort, wo heute die Kaffeemaschine steht – gab eine Tür den Zugang zum Nachbargrundstück frei.

Dieses Grundstück gehörte einer Familie Schnitzler, die mit den Wunderlichs verwandt war. Carl Ludwig Wunderlich schuf so also eine Verbindung zur Familie nebenan… und die Möglichkeit, seinen Lagerraum von zwei Seiten zu befüllen.

Wunderlich verkaufte das Haus im Jahr 1804, weil es ihm für seine neuen Unternehmungen zu klein geworden war. Es folgten mehrere Eigentümer: Der Kaufmann Lucas Faesch, der Zigarrenfabrikant Adolf Friedrich Bader, der Bäckermeister Jakob Bucherer und schließlich die Eheleute Fehr, die ein paar Häuser weiter einen Weinhandel betrieben.

Hermann Otto Fehr und seine Frau Ernestine kauften das Anwesen im Jahr 1918 und planten einen Zugang zu diesem Raum direkt von der Straße. Auf Ihrem Bildschirm sehen Sie jetzt den Plan, in den links die neue Tür eingezeichnet ist. Doch in den schwierigen Zeiten nach dem Ersten Weltkrieg und der Inflation 1923 kam es nicht zu dem Umbau.

Nach dem Zweiten Weltkrieg führte ein Schneidermeister Wurth hier seinen Laden. Der Raum war zweigeteilt: Im vorderen Bereich dürfte der Kundenraum mit der Anprobe gewesen sein, im hinteren Bereich das Lager. In der Nische, die die ehemalige Tür zum Nachbarhaus markiert, hatte er ein Warenregal einbauen lassen. Und hinter der kleinen, weißen Tür neben dem Kamin befanden sich Wurths Küche und die Wohnräume.

Durch die Sanierung ab 2016 bekam der Raum ein neues Gesicht: In ihrer vollen Größe und mit hochwertiger Ausstattung dient die Lobby nun als Empfangsraum und Rückzugsort für die Gäste des Palais Wunderlich – und sogar als privates Café und Restaurant.

Alle Abbildungen: © Palais Wunderlich